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Neue Standards für umweltgerechte Elektroprodukte

Umweltgerechte Elektrogeräte in der Europäischen Union sind das anvisierte Ziel der Verordnung der Europäischen Kommission. Wie meistert man die Umstellung konkret?

Umweltgerechte Gestaltung („Ökodesign“) als Leitlinie

Was verbirgt sich hinter dem weitgefassten Begriff „Ökodesign“? Manch einer wird  wohl an eine neue Kollektion von Birkenstocksandalen denken. Hinter dem Begriff steht allerdings die Erkenntnis, dass verschiedene Elektrowaren mit einer gleichen Funktion und Leistung sehr unterschiedliche Umweltauswirkungen haben können. Daher sollen elektronische Produkte, die umweltschädlicher sind aber nicht mehr leisten als andere, schrittweise aus dem europäischen Handel entfernt werden. Insbesondere energieeffiziente Lampen sollen einen bedeutenden  Beitrag leisten,  um Klimaschutz-Ziele in der EU zu erreichen.

Bereits 2009 verfasste die Europäische Kommission ein dreistufiges Programm, das Gesetze zur umweltbewussten Einsatz von verschiedenen Lampen wirksam macht. Die Öko-Design-Richtlinie sowie produktspezifische Verordnungen stehen für die Bestrebungen, negative Umwelteinflüsse abzuwehren und Energie effizient zu nutzen.

Wie ging die Kommission vor und was wurde 2009  genau festgelegt?

Um den Status Quo in Erfahrung zu bringen, führte die Kommission zunächst zwei Studien durch. Auf der Internetseite der Kommission findet man Ergebnisse, die zeigen welche technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Eigenschaften Leuchtmittel im Dienstleistungssektor aufweisen, d.h. Straßen- und Bürobeleuchtung. Auch spezifische Leuchtmittel wie Leuchtstofflampen ohne eingebautes Vorschaltgerät und Hochdruckentladungslampen sowie Vorschaltgeräte und Leuchten wurden auf Herz und Niere geprüft.  Keine Rolle spielt hierbei, wo die Lampen zum Einsatz kommen, ob in einer S-Bahnstation, einem Kiosk oder Metzgerei. Ausgenommen von der Untersuchung waren Speziallampen, die etwa in Fotokopierern oder Sonnenbräunungsgeräten vorkommen. Nur Lampen, die durch künstliches Licht das Sonnenlicht ersetzen und zur Verbesserung der Sicht beitragen, wurden berücksichtigt.

Diagnose  der EU-Kommission

Die Ergebnisse der Untersuchung aus dem Jahr 2005 brachten beunruhigende Ergebnisse hervor, denn die untersuchten Leuchtmittel verschlangen zum Einen 200 Tera Wattstunde (TWh) pro Jahr und innerhalb der EU. Um einen Eindruck über den Energiegehalt zu schaffen sei an dieser Stelle erwähnt, dass ein Haushalt durchschnittlich 0,0035 TWh pro Jahr verbraucht und 2002 war die Stromerzeugung in Deutschland bei  581,0 TWh  lag. Zum Anderen  enthielten die Leuchtmittel auch eine ganze Menge Quecksilber – genauer 12,6 Tonnen.  Quecksilber ist vor allem dadurch schädlich,  dass es in der Umwelt gefährliche Verbindungen mit anderen Substanzen eingehen kann. Vor allem bei Fischen findet sich das Metall vermehrt und gelangt über die Nahrungskette in den menschlichen Körper.

Es wurde die beunruhigende Prognose gestellt, dass die Werte im Jahr 2020  auf 260 TWh bzw. 18,6 Tonnen Quecksilber steigen werden, sofern nichts gegen diese Entwicklung unternommen wird. Daher haben die EU Organe eine Richtlinie ausgearbeitet. Diese soll dafür sorgen, dass der Binnenmarkt in der EU gut funktioniert und dazu beitragen, den Stromverbrauch bis 2020 um 20% zu senken.

Dieses hochgesteckte Ziel erreicht man selbstverständlich nicht über Nacht. Hierzu ist es zunächst wichtig, den Markt mit energieeffizienten Lampen zu füllen, die eine Energieersparnis von 38 Tera Wattstunde ermöglichen, ohne an Qualität einzubüßen. Als weiterer Schritt hin zu einer umweltfreundlichen Lampenherstellung gilt es, sowohl die Verwendung als  auch die Bedingungen, unter denen die Lampen hergestellt werden zu überwachen.

Gestuftes Inkrafttreten der  Ökodesign-Anforderungen

Gemäß dem Sprichwort „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“ verfuhr die Kommission bei der Planung ihrer Vorhaben und wählte ein dreistufiges Verfahren, um den Markt der Leuchtmittel zu erneuern. Die Kosten besonders für die kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie für die Verbraucher sollten hierdurch überschaubar bleiben. Zudem erhöht ein Schritt-für-Schritt Vorgehen die Wahrscheinlichkeit,  die Ziele auch tatsächlich erreichen. Eine weitere Besonderheit war die Transparenz, mit der dieser Wandel von statten gehen sollte: Entwurfstechniken und Referenzwerte für die besten und energie-effizientesten Produkte sollten für alle Unternehmen sein, sodass sie diese Informationen für ihren eigenen Produktionsprozess nutzen können.

Die jeweils zum 13. April 2010, 2012 und 2017 vorgesehenen Stufen, sollen in der Summe zu Energieeinsparungen in Höhe von ca. 38 TWh bis zum Jahr 2020 führen, bei einer gleichzeitigen Reduzierung der CO2-Emissionen um jährlich mehr als 15 Mio. Tonnen.

Nutzen-Dimension: Ergonomische Aspekte der Leuchtstofflampen

Neben Überlegungen zu Umweltschonung und Energie-Einsparung dürfen unsere heutigen Kenntnisse über die psychologische und physiologische Wirkung des Lichts auf den Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Schließlich wird unsere Wahrnehmung der Tageszeit und unser Biorythmus maßgeblich von Lichteinflüssen gesteuert. Während das Licht am Morgen eher warm ist, verfärbt es sich bläulich in der Mittagszeit und wird rötlich am Abend, so die aktuellen Erkenntnisse der Forscher. Wenn man die besonderen Bedürfnisse des  Menschen bei der Lichtversorgung beachtet, senkt man die Stromrechnung und erzielt zugleich positive Effekte für den Nutzer. Zum Beispiel kann Konzentration und Lernen durch das passende Licht gefördert werden.

Daher sollte möglichst Tageslicht genutzt werden durch z.B. ausreichend große Fenster. Zudem ist eine gute Mischung aus direktem und indirektem Licht sinnvoll.

Fazit und Ausblick

Die Senkung des Energieverbrauchs durch eine Verbesserung der Energieeffizienz ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wenn die Umstellung für die EU-Staaten vollständig abgeschlossen ist, wird es auch ein wesentlicher Schritt sein im Kapmf gegen Umweltverschmutzung.

Was allerdings die passenden Lichtquellen für Menschen anbetrifft, besteht noch Verbesserungsbedarf. Bei der Gestaltung des Öko-Designs sollte mehr  im Vordergrund stehen, dass die adäquaten Lichtquellen die Gesundheit, Produktivität und  Wohlbefinden der Verbraucher nicht unwesentlich beeinflussen kann.

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