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Klimaziel 1,5 Grad – Fazit

Welches Fazit ziehen die Teilnehmer nach einem Jahr Experiment?

Vor einem Jahr haben sich Studierende der h_da unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Herold auf den Selbstversuch “Klimaziel 1,5 Grad” eingelassen. Ein Jahr lang haben sie eine Klima- und Ökobilanz erstellt und bewusst ihre eigene Lebensweise betrachtet. Dabei wollten sie ihren Alltag möglichst klimafreundlich gestalten und herausfinden, wie jeder einzelne zu einer besseren Klimabilanz beitragen kann.
2015 wurde das 1,5 Grad Klimaziel auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen. Doch ist es als Einzelperson möglich, ohne großen Aufwand, dieses Ziel umzusetzen?
Wir berichteten bereits vor und während des Experiments und stellen uns nun die Frage, ob es erfolgreich war. Dazu haben wir mit dem Studenten Till Toth und dem Leiter des Experiments Herrn Prof. Dr. Herold gesprochen.


Interview mit Till Toth

Warum haben Sie an dem Experiment zum Klimaziel teilgenommen?

Es hat mich gereizt zu erfahren, wie viele Emissionen tatsächlich innerhalb eines ganzen Jahres in den verschiedenen Bereichen anfallen, die ich sozusagen selbst verursache.

Gibt es Dinge, die Ihnen besonders leicht oder besonders schwer gefallen sind?

Mir ist es besonders leicht gefallen, beim Ernährungsstil mehr auf den Konsum von regionalen oder biologischen Produkten zu achten. Das ist etwas, dass ich auch in Zukunft beibehalten werden.

Anders sieht es mit dem Mobilitätsverhalten aus. Insbesondere die Autofahrten konnte ich in Bezug auf berufliche und private Verpflichtungen nur bedingt reduzieren.

Was ist Ihr persönliches Fazit zu dem Experiment? Hat es geklappt?

Ich wollte generell meinen ökologischen Fußabdruck durch das Experiment herausfinden, ohne dabei expliziert für das Experiment mein Verhalten in den Bereichen groß zu verändern. Mit dem erzielten Ergebnis kann ich somit für die Zukunft einige Dinge anpassen, um meinen ökologischen Fußabdruck noch zu verbessern. Deshalb fällt mein persönliches Fazit positiv aus.

Welche „Maßnahme“ würden Sie weiterempfehlen?

Generell zu versuchen, die Strecken, die man zurücklegen muss, zu Fuß zurückzulegen. Falls dies nicht möglich ist, auf öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn zurückzugreifen, da dort die Emissionen personenbezogen deutlich geringer ausfallen, als bei einer Fahrt mit dem PKW.


Interview mit Prof. Dr. Sebastian Herold

Wie haben Sie das Experiment zum Klimaziel empfunden und welches Fazit würden Sie ziehen?

Das Experiment weist für mich einen persönlichen und einen didaktischen Aspekt auf. Ich habe ja selbst auch mein Verhalten hinterfragt, Möglichkeiten zur CO2-Einsparung gesucht und meine Aktivitäten tagesscharf protokolliert. Tatsächlich bin ich im gesamten Jahr beispielsweise noch viel weniger Auto gefahren als früher schon. So kam ich im gesamten Jahr auf rund 20 Kilometer, die ich alleine Auto gefahren bin, 200 Kilometer, die ich mit anderen zusammen im Wagen zurückgelegt habe, und 20.000 Kilometer, für die ich die Bahn genutzt habe. Geflogen bin ich gar nicht. Trotz dieser und vieler weiterer Maßnahmen liegt meine CO2-Bilanz für 2020 ziemlich exakt bei der eines Durchschnitts-Deutschen. Wer viel unterwegs ist, kann zwar im Verhältnis zu anderen einsparen, die ebenfalls viel unterwegs sind, verursacht aber absolut immer noch reichlich CO2. Die Bahn fährt ja derzeit nicht wirklich CO2-frei. Ich denke, das war auch für die Studierenden ein „Aha-Erlebnis“, dass die eigene Klimabilanz sehr stark von Faktoren geprägt wird, die nur bedingt mit dem persönlichen Verhalten zu tun haben und die bei normaler Teilnahme am gesellschaftlichen Leben individuell auch nur begrenzt zu beeinflussen sind.

Welche messbaren Ergebnisse gibt es?

Als wir die Detaildaten der einzelnen Teilnehmer miteinander verglichen haben, stellte sich heraus, dass wir zwar alle vorbildliche Bereiche vorweisen konnten, es aber ebenso an anderer Stelle dann nicht so genau genommen haben. Wer sich vegetarisch ernährt verzichtet nicht unbedingt gleichzeitig auf Flugreisen oder wohnt vielleicht trotzdem gerne in einer Altbauwohnung und nicht im Passivhaus. So sind wir Menschen nun einmal.

Wird es ein weiteres derartiges Projekt geben?

Projekte wie dieses bereichern das Studienangebot, von daher wird es nicht das letzte sein. Das nächste wird aber voraussichtlich einer neuen Fragestellung nachgehen.

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