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Nachhaltige Entwicklung als Teil des Medienstudiums – an der h_da kein Problem!

Medien und Nachhaltigkeit – passt das? Genau diese Frage ging mir durch den Kopf, als ich das erste Mal von Nachhaltiger Entwicklung im Rahmen meines Onlinekommunikations-Bachelors und Media, Technology and Society-Masters gehört habe. Mittlerweile denke ich: Das passt sehr gut! Und das ist nicht nur meine Meinung – auch Onlinejournalismus-Studentin Lisa Greis sowie die Dozenten Prof. Dr. Torsten Schäfer und Prof. Dr. Thomas Pleil sehen Nachhaltigkeit als wichtigen Bestandteil des Medienstudiums an.

Doch warum ist die Integration von Nachhaltiger Entwicklung ins Medienstudium so wichtig?

Die Antwort ist kurz, aber alarmierend: Wir befinden uns in einer Krise. Nicht nur ökologische Probleme wie der Klimawandel nehmen ihren Lauf, auch soziale Ungleichgewichte wie starke Armut oder Kinderarbeit sind leider nicht selten. Die Bekämpfung von sozialen und ökologischen Misslagen und die damit einhergehende Transformation stellt die Menschheit aktuell vor große Herausforderungen. Um diese Hürden erfolgreich zu meistern, bedarf es Veränderung in und Zusammenarbeit von allen Bereichen – Wirtschaft, Politik, Bildung und Gesellschaft. Wichtig ist, dass wir alle Nachhaltige Entwicklung als eine Dimension kennen und verstehen lernen, die ausschlaggebend für die Zukunft unserer Erde ist. Und genau in diesem Prozess nehmen die Medien eine Schlüsselrolle ein, denn nahezu alle Menschen in den Industrienationen sind heutzutage über die Medien miteinander vernetzt. Es liegt also auf der Hand, das Potential der Medien zur Aufklärung zu nutzen und somit die Transformation zu unterstützen. Doch ganz so einfach wie’s klingt, ist es nicht. Wer die Medien professional zur Förderung der Nachhaltigen Entwicklung einsetzen möchte, benötigt eine passende Ausbildung. Prof. Dr. Peter Seeger hat früh erkannt, dass Nachhaltige Entwicklung einen festen Bestandteil in der Lehre einnehmen muss. So wurden an der Hochschule Darmstadt neben spezifischen Modulen für einzelne Studiengänge auch Module für das Sozial- und Kulturwissenschaftliche Begleitstudium (SuK) geschaffen. Diese sind für alle Studierenden der Hochschule zugänglich. Mit Blick auf den Mediencampus fällt auf, dass das Nachhaltigkeitsangebot in den Kommunikationswissenschaften besonders vielfältig ist.

Nachhaltige Entwicklung als Teil des Onlinejournalismus?

Der Bachelor Onlinejournalismus verfügt auch über einen Schwerpunkt in Nachhaltigkeit. Ziel ist Journalistinnen und Journalisten professionell für die Nachhaltigkeitsberichterstattung auszubilden. Aus diesem Grund gibt es jedes Semester Wahlfächer zum Klima- und Umweltjournalismus oder zur medialen Nachhaltigkeit, inbegriffen darin auch Kurse wie „Slow Media“ oder „Medien und Muße“. Zudem wird das Thema in größeren Projekten und Lehrredaktionen behandelt. Beispielsweise wurde der Klimawandel durch eine Lehrredaktion zu Storytelling und „Klimageschichten“ spannend und greifbar gemacht. Im Laufe des Projekts haben Studierende Kurzgeschichten verfasst, um verschiedene Aspekte des Klimawandels durch Bild und Text lebendig darzustellen. Onlinejournalismus-Studentin Lisa Greis erzählt mir, dass es hierbei besonders wichtig ist, die Dringlichkeit und den Handlungsbedarf zu verdeutlichen ohne den Leser zu belehren. Gerade bei so einem stark im Diskurs stehenden Thema wie dem Klimawandel ist es das A und O, die richtige Balance zu finden. Und genau das lernen Onlinejournalismus-Studierende in Kursen zum Klimajournalismus. Besonders begeistert hat Lisa das Projekt „Terrabyte“: „Wir haben uns dabei mit der Verbindung zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit beschäftigt. Erst war ich etwas abgeschreckt, weil ich persönlich mit Digitalisierung oft technisch komplizierte Abläufe oder ähnliches in Verbindung gebracht habe. Im Laufe des Projektes sind meine KommilitonInnen und ich auf echt interessante Themen gestoßen. Ich habe bemerkt, wie zwei so total unterschiedlich klingende Dinge wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammenhängen und wie sinnvoll das auch ist.“ Ergebnisse der Lehrredaktionen werden vorwiegend auf der Internetseite Grüner Journalismus publiziert. Darüber hinaus gibt es allerdings noch weitere Projekte, in denen eigene Plattformen aufgebaut wurden. Beispiele dafür sind Projekte wie „So isst Darmstadt“ zum Thema alternative Ernährung und Konsum in und um Darmstadt.

Studierende, die aktuell mindestens 25 CP im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung ablegt haben, können sich Nachhaltigkeit als Schwerpunkt im Zeugnis vermerken lassen. Mit Blick in die Zukunft erzählt Prof. Dr. Torsten Schäfer, dass der Schwerpunkt Nachhaltigkeit im Zuge der Reakkreditierung des Studiengangs weiter ausgebaut und beispielsweise durch das Pflichtmodul „Verantwortung und Journalismus“ ergänzt wird.

Und wie sieht’s in der Onlinekommunikation aus?

Ähnlich ist es auch bei Onlinekommunikation. Nach der Reakkreditierung des Studiengangs wird Nachhaltigkeit als fester Schwerpunkt einen Platz im Curriculum finden. Prof. Dr. Thomas Pleil berichtet: „Nachhaltigkeitskommunikation kann dann später als eine von vier Vertiefungen studiert werden. Hier geht es unter anderem um die Kommunikationskampagnen – beispielsweise von NGO oder Institutionen -, aber auch die Frage, wie Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit glaubwürdig in Kommunikation und Marketing integrieren können, wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.“

Doch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es auch jetzt schon zahlreiche Möglichkeiten gibt, Nachhaltige Entwicklung in das Studium zu integrieren. Und das Tolle: Die Anzahl der Angebote nimmt zu. Ich habe meinen Bachelor in Onlinekommunikation Anfang dieses Jahres abgeschlossen und vor allem in meinen letzten beiden Bachelorsemestern viele Erfahrungen mit Nachhaltigkeit gesammelt. Aktuell findet sich der Nachhaltigkeitsbezug vor allem in Lernagenturen und den beiden Abschlussmodulen wieder. So habe ich im Rahmen einer Lernagentur ein Forschungsprojekt zu Studiengängen der Nachhaltigkeitskommunikation im deutsch- und englischsprachigen Raum durchgeführt. In einer anderen Lernagentur zum Thema „PR und Marketing für Nachhaltigkeit“ haben Studierende jüngerer Semester ein umfangreiches Kommunikationskonzept entwickelt, um die Woche der Nachhaltigkeit zu bewerben. Darüber hinaus wurde in einem weiteren Projekt eine Onlinekommunikations-Strategie für den Weltladen Dieburg erstellt. Zur erfolgreichen Umsetzung wurden die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des Weltladens von Studierenden gecoacht. Und  #DigitaleDienstreise ist nur eine von acht Kampagnen, die im vergangenen Online-Semester in der Lernagentur mit Greenpeace zum Thema #ReebootGermany entstanden sind.

Und wer sein Studium nachhaltig abschließen möchte, hat auch im Research Project und der Bachelorarbeit freie Themenwahl. Damit konnte ich meinem Nachhaltigkeitsinteresse weiter nachgehen und während der beiden Abschlussmodule die Corporate Social Responsibility-Kommunikation von bekannten Lebensmittelunternehmen unter die Lupe nehmen. Ziel der Integration von Nachhaltiger Entwicklung in die Onlinekommunikation ist die Ausbildung von Kommunikationsexperten, die in Zukunft für Unternehmen, Verwaltungen und NGOs zum Thema Nachhaltigkeit kommunizieren.

Bachelor bestanden, aber das Gefühl noch nicht ausgelernt zu haben?

Ausgelernt hat man nie! Deshalb schadet ein Master nicht, finde ich. Nach Abschluss meines Bachelors war ich mir sicher, dass ich mich im Rahmen eines Masters tiefergehend mit Medien im Kontext der Nachhaltigkeit auseinandersetzen möchte, bevor ich ins Berufsleben starte. Also begab ich mich auf Mastersuche: Die Auswahl in diesem Themenfeld ist bislang noch überschaubar. Umso cooler also, dass die Hochschule Darmstadt einen passenden Master bietet. Media, Technology and Society heißt der neue Master, der im Sommersemester 2020 gestartet ist und den auslaufenden Master Medienentwicklung abgelöst hat. Das neue, englischsprachige Programm behandelt Medien im Kontext von Technologie und Gesellschaft. Genau diese Schnittstelle muss heutzutage immer vor dem Hintergrund von ökologischer und sozialer Entwicklung betrachtet werden. Somit werden im Master die zwei Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit vereint sowie die theoretische und kritische Auseinandersetzung mit diesen Trends gefördert. Als Ersti dieses jungen Masters kann ich Euch sagen, besonders stark war das im Modul Society der Fall. Im vergangenen Semester haben wir uns in diesem Fach unter anderem mit planetaren Grenzen, Transformation, Solutionismus sowie Entschleunigung beschäftigt und somit die Chancen und Grenzen der Digitalisierung technisch- und kapitalismuskritisch diskutiert. Zudem bieten die Forschungsprojekte in den beiden Laboratories die Möglichkeit, sich auf Nachhaltigkeit zu spezialisieren. Gemeinsam mit zwei Kommilitoninnen habe ich im Laboratory zum Beispiel ein Konzept für Umweltkommunikation auf der neuen Plattform TikTok erstellt, um auch die Jugend, die EntscheiderInnen von morgen, für Umweltbelange zu begeistern. Vervollständigt wird das Programm durch verschiedene Wahlfächer sowie die freie Themenwahl in der Masterarbeit.

Das Schöne an allen drei Studiengängen: Nachhaltigkeit ist ein Kann, aber kein Muss. Jeder kann nach eigenen Interessen den individuellen Schwerpunkt herausarbeiten und die Bereiche der Nachhaltigen Entwicklung auswählen, die das individuelle Profil schärfen. Besonders cool finde ich, dass das Studium am Mediencampus durch verschiedene Projekte sehr praxisnah ist. Interesse geweckt? Dann schnuppert einfach mal rein. Detaillierte Infos gibt’s auf der Mediencampus-Seite oder bei den studentischen Studienberatern.

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