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Auf den Sattel, Fertig, Los!

Ein „Caution!“-Ruf und böse Blicke waren meine ersten Kontakte nachdem ich mit Zug und Bus fast meine Unterkunft in Kopenhagen erreicht hatte. Den besten Eindruck habe ich in meinen ersten Minuten wohl nicht hinterlassen – doch wer kann schon ahnen, dass der Radweg einem sehr breiten Bürgersteig gleicht und es zur Überquerung extra einen Zebrastreifen gibt?  

Ich habe im August mein Auslandspraktikum in Kopenhagen begonnen und hatte somit die Möglichkeit, die Stadt hautnah zu erleben. Das Kopenhagen bekannt ist fürs Radfahren, wissen viele. Aber über das Ausmaß des Radfahrens sind sich viele vermutlich nicht bewusst.

Radverkehr in Kopenhagen

Kopenhagen möchte bis 2025 die weltweit erste kohlenstoffdioxidneutrale Stadt werden. Da darf ein ordentliches Radnetz natürlich nicht fehlen – und das tut es auch nicht: Kopenhagen hat mehr Fahrräder als EinwohnerInnen. An jeder Ecke gibt es Fahrradläden und Fahrradständer. Und natürlich Radwege: insgesamt 375 km lang.

Schwingst du dich in Kopenhagen auf den Sattel, erwartet dich also ein riesiges Fahrradnetz. Nahezu jede Straße verfügt über Radwege auf beiden Straßenseiten, die in der Regel sehr breit sind und häufig abgesetzt wie ein Bürgersteig. Teilweise gibt es auch ganze Fahrradstraßen wie zum Beispiel Den Grønne Sti. Viele Radwege haben extra Fahrradampeln und Zebrastreifen. Und gerade in der Rushhour fühlt man sich wie auf dem Fahrrad-Highway, wenn man sich mit sehr vielen RadfahrerInnen den Weg teilt oder in eine Traube von Fahrrädern vor der Ampel wartet. Da kann es durchaus mal etwas länger dauern, um ans Ziel zu kommen.

Für mich war das erstmal ein kleiner Kulturschock, aber nach ein paar Tagen ist der starke Radverkehr schon Normalität geworden und die fahrradfreundlichen Straßen motivieren zum Radfahren. Ich kann jedem empfehlen – testet es aus. Die Fahrradkultur macht definitiv Laune! Noch ein paar kleine Tipps, damit euer Raderlebnis zum Erfolg wird: Helm, Licht und wetterfeste Kleidung. Seid auf Mofas gefasst – die fahren in Dänemark auf dem Radweg.

Und wie sieht es 848 km weiter südlich aus?

Wohl oder übel – beim Battle um die fahrradfreundlichste Stadt würde Kopenhagen vermutlich jede deutsche Großstadt schlagen. Zumindest zum Stand „heute“, denn Darmstadt holt auf. Der Magistrat der Stadt hat im Sommer 2019 eine Radverkehrsstrategie beschlossen. In den kommenden Jahren soll die Strategie, die aus 23 Punkten besteht, Schritt für Schritt umgesetzt werden. Ergänzt wurde das durch einen konkreten Plan mit 34 Infrastrukturmaßnahmen im Sommer diesen Jahres. Priorität liegt zunächst auf der Schaffung einer Nord-Süd- und Ost-West-Verbindung. Ziel der Strategie ist, neben dem Ausbau des Radnetzes auch Anreize zum Radfahren zu schaffen sowie Arbeitsstrukturen anzupassen und die Kommunikation auszuweiten. Inhaltlich unterstützt und ursprünglich initiiert hat die Strategie die Initiative „Radentscheid Darmstadt“.

Auch wenn Darmstadt bislang noch nicht die fahrradfreundlichste Stadt der Welt oder sagen wir zumindest Hessens ist, passiert aktuell viel, um das zu ändern. Darmstadt ist also ohne Frage auf dem richtigen Weg. Und diesen Prozess können wir alle unterstützen, indem wir das Rad zu unserem treuen Alltagsbegleiter machen. Der Beginn der kalten Jahreszeit ist vielleicht ein Grund, aber kein Hindernis. Denn wie die Dänen so schön sagen: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Also auch wenn es regnet (und das tut es in Darmstadt verglichen mit Kopenhagen echt selten) oder kühl ist, rein in die (warme) Regenkleidung und rauf auf den Sattel! Radfahren schont nicht nur das Klima, es ist auch gut für die Gesundheit.

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