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Transformation lernen – 7. RASUM-Symposium

Publikum von hinten

Am Dienstag, den 12. Oktober 2021 fand in Zusammenarbeit der Schader-Stiftung und der Hochschule Darmstadt das 7. RASUM-Symposium statt – und dieses Jahr erneut in hybrider Form. So konnten Interessierte sowohl über das Internet als auch im großen Tagungssaal des Schader-Forums teilnehmen. Davon waren ein Großteil Studierende und Alumni des Masterstudiengangs „Risikoabschätzung und Nachhaltigkeitsmanagement“ (RASUM) der Hochschule Darmstadt vertreten. Unter dem Motto “Transformation lernen – RASUM-Konzept: Zu Veränderungen der gesellschaftlichen Praxis befähigen” galt es, folgende Fragen zu diskutieren:

  • Was zeichnet die vier Strukturelemente (Normative Orientierung, Systemwissen, Transformationswissen und Disziplinenübergreifende Verständigung) von RASUM aus?
  • Welche Rolle spielen sie dabei, Veränderungsprozesse in Richtung einer Nachhaltigen Entwicklung zu gestalten?
  • Vor welchen Herausforderungen steht eine transformationsorientierte Lehre?

Begrüßung & Vortrag über RASUM

Den Startschuss für das 7. RASUM-Symposium gab die Begrüßung durch Tatiana Soto Bermudez (Schader-Stiftung) und Prof. Dr. Martin Führ (Hochschule Darmstadt). Es folgte ein Vortrag von Dr. Silke Kleihauer (Hochschule Darmstadt), die das Konzept RASUM vorstellte: Der Studiengang zeichne sich dadurch aus, dass er Kompetenzen vermittelt, die ein zukunftsorientiertes, an den Zielen „Nachhaltiger Entwicklung“ ausgerichtetes Herangehen an Probleme und Herausforderungen ermöglichen. Im Kern gehe es darum, proaktiv Chancen zu erschließen, die sich aus der nachhaltigkeitsorientierten gesellschaftlichen Transformation ergeben. Dem dienen die vier RASUM-Strukturelemente: Normative Orientierung, Systemwissen, Transformationswissen sowie disziplinenübergreifende Verständigung. Auf dieser Basis können die RASUM-Alumni Veränderungsprozesse in Richtung einer Nachhaltigen Entwicklung in Unternehmen und sonstigen Organisationen mitgestalten. Jede Veränderung gehe mit Ungewissheiten einher; dies nicht nur als Risiko zu sehen, sondern auch die darin liegenden Chancen zu ergreifen, stehe dabei im Mittelpunkt der Lehre in RASUM.

Dass der damit umschriebene konzeptionelle Rahmen auch Früchte trägt, zeigen die anschließend vorgestellten drei jüngsten RASUM-Praxisprojekte.

Praxisprojekt mit Bergsportunternehmen VAUDE

Das Praxisprojekt mit dem Partnerunternehmen VAUDE trägt den Titel “Greenshape 3.0 und Circular Economy – Kriterien und Hilfsmittel zur Entwicklung von Produkten, die hochwertig stofflich recyclebar sind”.

Das Bergsport-Unternehmen VAUDE Sport GmbH & Co. KG ist ein in Tettnang (Bodenseekreis) ansässiger Hersteller für Outdoor-Sportbekleidung. VAUDE versteht sich als gemeinwohlorientiertes Unternehmen, das seine Produkte umweltfreundlich und unter fairen Bedingungen herstellt. Grundlage dafür ist der VAUDE-Produktstandard “Green Shape”.

Die Studierenden des 4. RASUM-Jahrgangs unterstützten VAUDE darin, Produkte von Anfang an so zu designen, dass sie am „End of Life“ immer noch recyclebar sind. Dazu haben sie das VAUDE-eigene Öko-Label „Green Shape“ um „end of Life“-Kriterien erweitert und dazu ein “Circulator”-Tool entwickelt.

Einschätzung von VAUDE

Die Studierenden haben im Rahmen des Projekts mehrere konkrete Lösungsvorschläge entwickelt. Hilke Patzwall, Sustainability Managerin von VAUDE, berichtet, dass einige dieser Entwicklungen mittlerweile fester Bestandteil des Nachhaltigkeitsmanagements von VAUDE geworden sind. Darunter ein systematische Zusammenstellung der regulativen Rahmenbedingungen, welches heute noch als Nachschlagewerk im Unternehmen fungiert. Des Weiteren entwickelten die Studierenden auch ein Excel-Tool, das in abgespeckter Form weiterhin bei VAUDE zur Produktanalyse in Benutzung ist. Patzwall resümiert durch das Projekt einen hohen praktischen Mehrwert. Spürbar sei die hohe Motivation der studentischen Teams, was auch inspirierend auf die Beschäftigten im Unternehmen wirke. Sie betont, alle Beteiligten bei VAUDE seien sehr zufrieden.

Mehr zum Praxisprojekt mit VAUDE findet sich auf der RASUM-Seite, einen genaueren Einblick in die Ergebnisse hier auf dem Blog.

Praxisprojekt mit dem Textilimporteur Deltex

Das Praxisprojekt “Perspektive 2030: geteilte Verantwortung in der Wertschöpfungskette” kooperierten 17 Studierende des 5. RASUM-Jahrgangs mit dem Textilhersteller Deltex aus Hamburg. Deltex GmbH stellt schon seit über 30 Jahren Sport- und Freizeitbekleidung her, ist seit etwa zehn Jahren allerdings auch im Discountsektor vertreten. Trotz des dadurch entstandenen Preisdrucks, liegt die Priorität des Konzerns weiterhin auf umweltschonend produzierten Produkten mit hundertprozentig transparenter Lieferkette.

Das Unternehmen hat in seiner “Ausschreibung” sechs Handlungsfelder definiert. Die Studierenden erarbeiteten kreative Lösungen zu folgenden Herausforderungen: Chancen und Risiken bis 2030, wachsende Anforderungen und Produktkomplexität, Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Point), Chemikalienmanagement entlang der Lieferkette, Fabrik-Emissionen wie Abwasser sowie Insektenbefall und Hygiene in den Lieferländern.

Einschätzung von Deltex

Marcel Herzbach, der Geschäftsführer von Deltex, schaltete sich per Videobotschaft zu. Zwar stehe ein Textilhersteller für einen Discounter mit Nachhaltigkeitsorientierung vor unternehmerischen Herausforderungen, dennoch habe die Zusammenarbeit mit den Studierenden großen Spaß gemacht. Auch Lisa Schröter, Nachhaltigkeitsmanagerin von Deltex, bestätigte dies. Sie selbst konnte ebenfalls nicht vor Ort oder zugeschaltet sein, wurde aber durch Martin Führ vertreten. Des Weiteren berichtete sie von Änderungen im Workflow – darunter beispielsweise regelmäßige Check-Ins sowie Verbesserung der Digitalisierung. Die Studierenden haben mit ihren Ideen bei der Firma einen dauerhaft wirkenden Eindruck hinterlassen.

Praxisprojekt mit dem Pumpenhersteller und Systemdienstleister KSB

Der KSB Konzern, Frankenthal (Pfalz), stellt das zuletzt vorgestellte Partnerunternehmen im RASUM-Praxisprojekt im Sommersemester 2021 und Wintersemester 2021/2022 dar. KSB SE & Co. KGaA gehört zu den führenden Anbietern von Pumpen, Armaturen, zugehörigen Systemen und Serviceleistungen. Mit einem umfangreichen Sortiment an Pumpen und Armaturen sowie maßgeschneiderten Service- und Ersatzteillösungen sieht sich KSB als Partner über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.

Die Ausschreibung der Unternehmens umfasste drei Schwerpunktthemen:

  1. Ganzheitliches Risikomanagement entlang der Prozesskette – „Spezifikationsbasiertes globales E2E Projektgeschäft im Maschinenbau“
  2. Ressourcenoptimierung durch Systemintegration von Pumpe, Pumpenantrieb und Regelsystem – unter Berücksichtigung der zukünftigen Anforderungen einer „Circular Economy“
  3. Sustainable Finance – im Kontext der Herausforderung, alle Aktivitäten daraufhin zu in den Blick zu nehmen, inwieweit sie zu einer Nachhaltigen Entwicklung (im Sinne der „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen unter dem Titel „Transforming our World“) beitragen.

Vier Studierendenteams des 6. RASUM-Jahrgangs erarbeiteten dazu inhaltlich ansprechende und überzeugend gestaltete Angebote an KSB.

Einschätzung von KSB

Dr. Kerstin Weinert, Managerin bei KSB Frankenthal, war live zugeschaltet. Sie berichtete, dass alle bei KSB Beteiligten von der Qualität der Angebote und deren Präsentation sehr beeindruckt gewesen seien; auch im Vergleich zu professionellen Anbietern. Die Zusammenarbeit habe viel Spaß bereitet; sie blicke daher mit großen Erwartungen auf die Bearbeitung des Auftrags im Herbst und Winter. Die Studierenden präsentieren Anfang 2022 dem Unternehmen die Projektergebnisse.

RASUM … und dann?

Doch welche beruflichen Möglichkeiten ergeben sich durch einen Masterabschluss im RASUM? Isabelle Blass, RASUM-Alumna, präsentierte via Zoom, wie ihr Berufsleben nach ihrem Abschluss aussieht. Sie ist tätig im Risikomanagement des Übertragungsnetzbetreibers TenneT TSO GmbH, welches das Übertragungsnetz von der Nordsee bis nach Bayreuth ausbaut. Isabelles Aufgaben sind dort die Kommunikation, die Risikodurchsprachen und Ermittlung von Unsicherheiten. Es gilt, sich zu Projektarbeiten auszutauschen sowie neue Projektroutinen einzuführen. Durch ihren RASUM-Abschluss habe sie ein fundiertes Fachwissen zum Risikomanagement und die Möglichkeit, beruflich mit an der Energiewende anzupacken. Dabei schwärmte sie zusätzlich von einem abwechslungsreichen Alltag.

Bis zum nächsten Mal!

Und mit diesem motivierenden Ausblick neigt sich das 7. RASUM-Symposium dem Ende. Da das jährliche Symposium auch Teil der Einführungswoche für neue RASUMs ist, folgte im Schader-Forum ein gemütlicher Ausklang mit interessanten Gesprächen. Das diesjährige Symposium fand erneut unter besonderen Bedingungen statt. Martin Führ dankte abschließend der Schader-Stiftung für die erneut sehr tatkräftige Unterstützung. Gemeinsam blicke man mit Freude auf das achte RASUM-Symposium im nächsten Jahr.

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