Die meisten von uns assoziieren Madagaskar sofort mit dem gleichnamigen computeranimierten Trickfilm. Wenige wissen, das der paradiesische Inselstaat, der eins zu Indien gehörte, im wirklichen Leben mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat.
Was führt dazu, dass Madagaska zu den ärmsten Ländern der Erde zählt? Und warum ist besonders im Südwesten Madagaskars die Armut noch größer als im Rest des Landes? Diesen Fragen ging in den letzten Jahren Prof. Jan Barkmann mit Kolleg/innen aus Göttingen und Stockholm nach.
Die Forscher diagnostizierten mehrere Ursachen für die unwirtschaftliche Lage des Landes. Zum Einen wird die Armut durch das lokale Klima begünstigt: saisonale Trockenzeiten, wiederkehrende Dürren und andere Gründe wie Heuschrecken-Invasionen führen zu häufigen und unkalkulierbaren Ernteausfällen.
Aufgrund dieser unvorhersehbaren Bedingungen, gehen Kleinbäuer/innen der Gegend bei der Feldbestellung und bei anderen Investitionen möglichst kleine Risiken ein. Sie verhalten sich „risikoscheu“ und sind nicht bereit, Kapital für eine Verbesserung der Lage anzuhäufen, selbst dann wenn sie die finanziellen Möglichkeiten haben. Stattdessen griffen die Einwohner, um ihre Einkommens- und Ernährungskrisen zu bewältigen, die einmaligen und artenreichen Trockenwälder im Südwesten Madagaskars an und gefährden so die Artenvielfalt.
Zum Anderen wird die Viehzucht (mit-)verantwortlich gemacht für die sozio-ökologische Krise in der Trockenwaldregion im Südwesten Madagaskars. Insbesondere die Zucht von Zebu-Rindern, so die gängige Annahme, zerstöre die wertvollen Ökosystem und fördere eher das Ansehen der Viehhalter als die Ernährung zu sichern. Prof. Barkmann und sein Team hingegen fanden heraus, dass die Viehzucht in Trocken- und Dürrezeiten eine nennenswerte Einkommensquelle bei Ernteausfällen bei Mais, Bohnen und vorallem Cassava ist. Gerade für die ärmsten Haushalte ist „Kleinvieh“ (Schafe, Ziegen, Hühner) dabei jedoch sehr viel wichtiger als es die Zebu-Rinder sind. Entgegen anderslautender Berichte sind Zebu-Rinder nicht nur Statussymbol der besser betuchten Haushalte, sondern werden auf dem Markt rege gehandelt.
Was kann gegen die Armut in Madagaskar getan werden?
Um die Zucht der Rebu-Rinder einzudämmen, erachten die Forscher um Prof. Barkmann es für sinnvoll, gegen den verbreiteten Viehdiebstahl anzukämpfen und die Zucht des Kleinviehs zu fördern.
Wie die Biodiversität erhalten bleiben und die Landnutzung verbessert werden kann, untersucht das BMBF-Verbundprojekt „Sustainable Land Management in Madagascar (SULAMA) – Partizipative Forschung zur Unterstützung von nachhaltigem Landmanagement auf dem
Mahafaly Plateau in Süd-West Madagaskar“. Zwei Fachgebiete des Fachbereichs Ökologische Agrarwissenschaften sowie das Deutsche Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft (DITSL) in Witzenhausen sind in dem Projekt involviert, welches mit 1,2 Mio. Euro gefördert wird. Auch Dr. Hendrik Hänke, damaliger Doktorand von Prof. Barkmann, war an dem Projekt im Bereich Datensammlung beteiligt.
Das Ziel des Projektes ist es, zusammen mit der lokalen Bevölkerung neue Landnutzungstechniken entwickeln, da die bisherigen Methoden zu Waldfragmentierung, Bodenerosion und Sedimentation in Flusstälern geführt haben.
Indem funktionaler Biodiversität mit indigenem indigenen Wissens in der Waldwirtschaft kombiniert wird, sollen neue Lösungsansätze entstehen. Weidewirtschaft wird gekoppelt an verstärkten Gemüseanbau (Stoffrecycling). Zudem soll die Wertschöpfungskette ausgebaut werden.
Der besondere Charkter des Projekt zeichnet sich durch den partizipativen Ansatz aus. Hierbei sollen die Interessen und Lebensgewohnheiten der Einwohner berücksichtigt werden und ihre Riten, Bräuche und Wertvorstellungen in das Vorhaben integriert werden. Kurzum sollen die lokalen Bewohner und insbesondere die Entscheidungsträger aktiv in den Prozess zur Verbesserung ihrer Lebensqualität einbezogen werden.
Neugier geweckt?
Ein Video zur Einführung in das SuLaMa-Projekt ist hier zu sehen.
Literatur zum Weiterlesen:
Text: Jan Barkmann. Bearbeitung: Alina Archelrod.
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