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Engagement für nachhaltiges Textilrecycling

RASUM Studierende der Hochschule Darmstadt unterstützen Sportartikel-Hersteller Vaude bei seiner Design Strategie

Kaufen, anziehen und weg damit – selbst Kleidung mutiert mehr und mehr zum Wegwerfartikel. Was noch tragbar ist, überschwemmt zu einem großen Teil die lokalen Märkte in Afrika, Asien und Osteuropa. Der Rest wird zu Putzlappen oder Vliesstoffen verarbeitet. Gut zehn Prozent der jährlich allein in Deutschland eingesammelten 1,3 Millionen Tonnen Alttextilien werden verbrannt. RecyclingIdeen sind somit auch bei Textilien gefragt.

Im Masterstudiengang Risiko- und Nachhaltigkeits-Management am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Hochschule Darmstadt (HDA) ist man das Thema ganz praktisch angegangen. In enger Kooperation mit dem Sportartikel-Hersteller Vaude haben neun Studierende zwei Semester lang überlegt, wie bereits die Textilproduktion mit Blick auf das spätere Recycling optimiert werden kann. „Das Augenmerk liegt dabei auf dem stofflichen Recycling“, erklärt Professor Martin Führ. Das heißt: Aus den Alttextilien sollen die ursprünglich verarbeiteten Materialien möglichst sortenrein wiedergewonnen werden. „Gerade bei Outdoor-Kleidung ist das eine große Herausforderung“, sagt Führ. Denn die dabei gewünschten Produkteigenschaften (Wetterfestigkeit bei gleichzeitiger
Atmungsaktivität) erfordern eine Kombination ganz unterschiedlicher Materialien und Zusätze. Da zu Vaude bereits aus früheren Forschungsprojekten Kontakt bestand und das Unternehmen zudem in Sachen Nachhaltigkeit engagiert ist, bot sich eine erneute Zusammenarbeit an.

„Wir haben erst einmal viel recherchiert. Dann hatten wir regelmäßig mit den Vaude-Designern Kontakt“, berichtet Masterstudentin Jana Krachler. Bei einem Besuch bekam die Studierendengruppe vor Ort Einblicke in die Unternehmensprozesse. Am Ende stand die Entwicklung eines Ampelsystems und eines „Circulator Tools“. Und beide will Vaude in seine Design-Strategie übernehmen. „Das war ein total cooles Gefühl, als wir erfahren haben, dass unsere Arbeitsergebnisse tatsächlich angewandt werden“, freut sich Jana Krachler. Die beiden Werkzeuge sind als zusätzliche Arbeitshilfe für Textildesigner gedacht. Sie geben Orientierung darüber, wie leicht sich einzelne Materialien recyceln lassen. „Langfristig könnte eine solche Ampel auch den Endkunden darüber informieren, ob sich ein Kleidungsstück leicht oder eher schwer in den Stoffkreislauf zurückführen lässt“, skizziert Führ die damit verbundenen Perspektiven.

Gleichzeitig hat ein Teil der Projektgruppe mögliche Partner für das Textilrecycling identifiziert – von Unternehmen für Recycling- bis hin zu Anbietern von Kennzeichnungstechnologien. „In diesem Bereich tut sich in Moment sehr viel“, erläutert Führ. „Was vor zwei Jahren noch als unmöglich galt, ist jetzt schon realisierbar.“ Als Beispiele nennt er den Einsatz von RFID-Chips. Die werden zum Identifizieren und Lokalisieren von Gegenständen eingesetzt. „Mittlerweile überstehen die auch 100 Waschvorgänge und können so zur Grundlage für ein automatisiertes Textilrecycling werden.“ Ein anderer Hoffnungsträger sind Keramik-Verbindungen, die in Kombination mit Laserlicht das Sortieren von Kleidungsstücken erlauben.

Grundsätzlich seien die für die Outdoor-Kleidung entwickelten Recycling-Hilfsmittel auf alle Textilien anwendbar, versichert Führ. Dass sich gerade die Sporttextilien-Hersteller besonders dem Nachhaltigkeitsaspekt verpflichtet fühlen, führt er auf die besondere Sensibilität der Kundschaft zurück. „Wer sich draußen in der Natur bewegt, hat die Nachhaltigkeit auch beim Konsum stärker im Blick.“ Nachhaltige Lösungen für das Textilrecycling würden zudem auch deshalb mehr und mehr nachgefragt, weil der Druck von Verbraucherverbänden aber auch durch den Gesetzgeber auf die Unternehmen wachse.

Autorin: Karin Walz, Darmstädter Echo 06.07.2020

Die Ergebnisse der Studierenden wurden unter anderem in der i:ne Ringvorlesung präsentiert. Die Aufzeichnung der Präsentation ist hier auf youtube zu finden.

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3 Kommentare

  • Antworten
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