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Schee war’s – das 6. RASUM-Symposium

Am Donnerstag, den 22. Oktober 2020 fand in Zusammenarbeit von Schader-Stiftung und Hochschule Darmstadt das 6. RASUM-Symposium statt; und zwar sowohl über das Internet als auch im großen Tagungssaal des Schader-Forums. So konnten 50 Personen vor Ort dabei sein. Davon waren ein Großteil Studierende und Alumnis des Masterstudiengangs „Risikoabschätzung und Nachhaltigkeitsmanagement“ (RASUM) der Hochschule Darmstadt. Im Kern der Veranstaltung stand die Frage: „Wie schaffen wir es im Umgang mit Ungewissheiten, die Bereitschaft zu wecken, aktiv an Veränderungsprozessen mit dem Ziel einer Nachhaltigen Entwicklung mitzuwirken?“ Zur Beantwortung gab es eine Reihe spannender Vorträge und Diskussionen.

Begrüßung & Vortrag zum Umgang mit Ungewissheit

Den Auftakt des RASUM-Symposium bildete die kurze Begrüßung durch Alexander Gemeinhardt (Vorsitzender der Schader-Stiftung) und Prof. Dr. Martin Führ (Hochschule Darmstadt). Im Anschluss hielt Prof. Dr. Andreas Homburg seinen ersten Vortrag als Professor an der Hochschule Darmstadt über subjektive Kontrollverluste im Umgang mit Ungewissheit: Wir Menschen lösen Probleme auf kognitiver, emotionaler und sozialer Ebene. In diesem Zug stellen auch Daumenregeln, sogenannte Heuristiken, relevante Entscheidungshilfen dar. Im richtigen Umgang mit Ungewissheit ist jedoch die kritische Auseinandersetzung wichtig. Es gilt spezifische Lösungen zu finden und zu überlegen, wie man selber Veränderungen schaffen kann.

Nach diesem theoretisch fundierten Denkanstoß zum Umgang mit Ungewissheit konnten die Teilnehmenden des RASUM-Symposiums in die Welt der Praxisprojekte der RASUM-Studierenden eintauchen.

Praxisprojekt mit dem Textilunternehmen Deltex

Studierenden des fünften RASUM Jahrgangs führen in Zusammenarbeit mit der Textilfirma Deltex GmbH aus Hamburg das diesjährige Praxisprojekt durch.

Kurz zur Deltex GmbH: Deltex ist schon seit 30 Jahren im Textilsektor für Sport- und Freizeitbekleidung aktiv. Allerdings hat das Unternehmen, wie die Sustainability Managerin Regina Kallfelz in ihrer kurzen Präsentation mitteilte, vor etwa 10 Jahren auch den Discountsektor erschlossen. Somit steht Deltex unter hohem Preisdruck. Dennoch liegt die Priorität des Konzerns auf umweltschonend produzierten Produkten mit hundertprozentig transparenter Lieferkette.

Wie lief das Projekt ab?

Im Laufe des Projektes befassten sich die RASUM-Studierenden mit sechs Herausforderungen vor denen Deltex aktuell steht: Chancen und Risiken bis 2030, wachsende Anforderungen und Produktkomplexität, Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Point), Chemikalienmanagement entlang der Lieferkette, Fabrik-Emissionen wie Abwasser sowie Insektenbefall und Hygiene in den Lieferländern. Auf eine „Ausschreibung“ des Unternehmens hin konzipierten vier ausgeloste Gruppen ausgefeilte „Angebote“ an das Unternehmen. Die Zugänge waren dabei ganz unterschiedlich: Während eine Gruppe über das Business Modell Canvas zunächst eine Analyse des Geschäftsmodells durchführen möchte, sieht die andere Gruppe die Lösung in einer Szenariostudie. Auch eine Guideline, also eine Art Online-Bedienungsanleitung vom Kollektionsentwurf bis zum Endverbraucher, ist eine Idee. Zudem gibt es noch den Vorschlag, dass Fabrikmitarbeiter Schwachstellen bei der Arbeit identifizieren könnten, um die Produktionsemissionen zu verringern.

Wie steht Deltex zu den Vorschlägen?

Regina Kallfelz von Deltex war dem RASUM-Symposium online zugeschaltet. Das Feedback fiel durchweg positiv aus. Gleichwohl wiesen die Angebote unterschiedliche Stärken auf. Die jeweils überzeugendsten Konzepte bilden das Grundgerüst für den von Deltex an das RASUM-Team erteilten Auftrag. Dieser ist jetzt von der gesamten Gruppe im Wintersemester 2020/21 zu bearbeiten. Die Ergebnisse erhält Deltex dann im Februar 2021.

Praxisprojekt mit Bergsportunternehmen VAUDE

RASUM Studierende des vierten RASUM-Jahrgangs entwickelten im Praxisprojekt mit VAUDE Kriterien und Hilfsmittel zur Entwicklung von Produkten, die hochwertig stofflich recycelbar sind. Damit unterstützen sie das Unternehmen auf dem Weg in Richtung einer Circular Economy, deutsch Kreislaufwirtschaft. Welche Schritte dafür wichtig waren, präsentierten drei Studierende stellvertretend für die gesamte Gruppe auf dem RASUM-Symposium. Auch hier gab es zunächst eine Ausschreibung durch das Unternehmen, auf deren Grundlage die Innovationsabteilung dann einen Auftrag formulierte.

Erstmal zur VAUDE Sport GmbH & Co. KG: VAUDE ist ein deutscher Hersteller für Outdoor-Sportbekleidung. Der baden-württembergische Konzern legt dabei besonderes Augenmerk auf umweltfreundliche und unter fairen Bedingungen hergestellt Produkte.

Wie lief das Projekt ab?

Im Unterschied zu den ausgelosten Teams in der Angebotsphase organisiert der gesamte Jahrgang die Bearbeitung des Auftrags in eigener Verantwortung. Eine Gruppe formulierte Vorschläge für eine recyclingorientierte Material Policy und entwickelte den Kriterienkatalog „Greenshape 3.0“. Das Team entwickelte zusätzlich ein „Circulator Tool“. Damit steht für die Designer eine gute Hilfestellung bei der Wahl der Materialien zur Verfügung. Eine andere Gruppe analysierte, welche Recyclingverfahren (zukünftig) verfügbar sind und zeigte mögliche Recyclingpartner auf. Gleichzeitig entstand auch das Konzept für ein „O-Cert Network“, eine interaktive Austausch- und Informationsplattform. Dieses soll den Austausch unter europäischen Bergsportunternehmen vorantreiben, damit diese sich frühzeitig auf die zukünftigen Rahmenbedingen, etwa des Europäischen „Green Deals“, einstellen können. Und schließlich untersuchte das Team unterschiedliche Kennzeichnungstechnologien, um das Sortieren recyclingfähiger Textilien zu erleichtern. Während des zweisemestrigen Projekts haben die Studierenden ihre Arbeitspakete behandelt, das Projekt fertig ausgearbeitet und in der VAUDE-Zentrale in Tettnang-Obereisenbach vorgestellt.

Wie steht VAUDE zu den Vorschlägen?

Auch wenn das Projekt für die Studis teilweise hart und vor allem zeitintensiv war, war es gleichzeitig superspannend und ging mit vielen Einsichten und Erkenntnissen einher. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. VAUDE ist von den Ergebnissen sehr angetan. Es sei sprachlich und grafisch toll aufgebaut und super dokumentiert. Das Unternehmen verfügt nun über ein großes Kompendium, auf das es in Zukunft immer wieder zurückgreifen kann.

Zum Abschluss konnten die Studis eine sehr wichtige, wenn auch ernüchternde Erkenntnis ziehen: Bis zur Circular Economy ist noch ein weiter Weg. Aber nichtsdestotrotz heißt es: Dran bleiben! Zumindest für VAUDE ist ein Schritt in die richtige Richtung getätigt.

Weitere Einblicke in das Projekt finden Sie auf der Seite von RASUM sowie auf dem Nachhaltigkeitsblog der Hochschule Darmstadt.

Masterarbeit zur Abfallwirtschaft in der Circular Economy

Abschließend stellte Rebecca Niebler ihre Masterarbeit zum Thema „Abfallwirtschaftliche Geschäftsmodelle für Textilien in der Circular Economy“ auf dem RASUM-Symposium vor. Die aktuellen Geschäftsmodelle in der Abfallbehandlung von Textilien stehen häufig im Kontrast zu den Zielen einer Circular Economy. Danach ist Abfall kein bloßes Entsorgungsproblem, sondern eine wertvolle Ressource.

Damit es gelingt, diese in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen, bedarf es neuer Geschäftsmodelle. Bereits vorhandene Technologien bieten hier durchaus Potenziale. Um diese zu erschließen, bedarf es einer Änderung der aktuellen Rahmenbedingungen. Erst dann lassen sich neue Geschäftsmodelle erfolgreich etablieren. Welche Optionen hier besonders empfehlenswert sind, zeigt die Arbeit von Rebecca Niebler auf, die man auch online einsehen kann.

Zugleich schließt sich hier der Kreis zum Praxisprojekt mit VAUDE: Je mehr die Designer bereits die Kreislauffähigkeit der Produkte von Anfang an mitbedenken, je eher lassen sich erfolgreiche Geschäftsmodelle in der Kreislaufwirtschaft aufbauen.

Bis zum nächsten Jahr

Und mit diesem Vortrag neigte sich auch das sechste RASUM-Symposium zu Ende. Da das jährliche Symposium auch Teil der Einführungswoche für neue RASUMs ist, ging es für die Erstis danach mit einem coronakonformen Programm an der frischen Luft weiter. Ein gemütliches Beisammensein in den Räumen der Schader-Stiftung, wie normalerweise üblich, war in diesem Jahr nicht möglich. Dennoch ist die Schader-Stiftung und die Hochschule Darmstadt froh, dass die Veranstaltung unter besonderen Bedingungen stattfinden konnte, und bedankt sich für die tollen Vorträge, die rege Teilnahme und blick mit Freude auf das siebte RASUM-Symposium im nächsten Jahr.

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