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#ReebootGermany – acht Kampagnen für Greenpeace

Wie geht es nach dem Lockdown weiter? Was können wir aus der Pandemie für eine nachhaltige Entwicklung lernen? Und was wollen wir danach ändern? Antworten auf diese Fragen hat die Lernagentur Online-PR des vierten Semesters im Studiengang Onlinekommunikation in Form von acht Kampagnen zum Thema Nachhaltigkeitskommunikation im vergangenen Sommersemester gefunden.

Worum ging es?

Klima, Soziales, Demokratie, Frieden, … — „Reboot Germany“ kann sich auf vieles beziehen. Welcher Aspekt der nachhaltigen Entwicklung dabei genauer unter die Lupe genommen wurde, war den Studierenden freigestellt. Aufgabe war es, in kleinen Gruppen einen Aspekt aufzugreifen und eine Kampagne für Greenpeace, den Kunden der Lernagentur, zu planen. Angeleitet wurde das Projekt von Professor Dr. Thomas Pleil sowie den Campaigning-Experten Claudia Sommer (Beraterin) sowie Volker Gaßner (Kampagnenmanager Greenpeace). Der Studiengang Onlinekommunikation bietet seit längerem Projekte und Lehrveranstaltungen zu Nachhaltigkeitskommunikation an. Im Laufe der Lernagentur hat Volker Gaßner als Dozent und Auftraggeber sozusagen eine Doppelrolle eingenommen und konnte somit einerseits sein Campaigning-Wissen weitergeben und andererseits als Auftraggeber nach eigener Aussage „wichtige Impulse setzen, damit die Kampagnen auch wirklich zielsicher und auf die Zielgruppe zugeschnitten entwickelt wurden.“

Besonders an diesem Projekt ist sicher auch, dass eine große Gruppe Studierender – insgesamt waren es 40 – vollständig online an den Kampagnen gearbeitet haben. Das notwendige Know-how zu Campaigning und Nachhaltigkeitskommunikation sowie das Coaching der Lehrenden gab es somit in Form von Videokonferenzen. Die acht Gruppen haben dabei natürlich auch mit ganz unterschiedlichen digitalen Tools zur Zusammenarbeit experimentiert. Beispielsweise haben sie sehr gute Erfahrungen damit gemacht, digitale Werkzeuge für Design-Thinking-Prozesse zu nutzen. Im Laufe des Semesters sind trotz der besonderen Umstände acht tolle Kampagnenideen zur Nachhaltigkeitskommunikation entstanden.

Welche Kampagnenideen für Nachhaltigkeitskommunikation sind entstanden?

#StreamGreen

„Netflix und Amazon Prime Video sollen bis 2022 ausschließlich grünen Strom für ihre Videostreamingangebote in Deutschland nutzen!“ – das fordert das #StreamGreen-Team der Lernagentur. Denn beispielsweise das Streamen der ganzen Serie Game of Thrones benötigt fast genauso viel CO2 wie eine Autofahrt von Hamburg nach Frankfurt. Heftig oder? Mit einem Kampagnen-Plan in drei Phasen, der eine Petition, Boykott und Druck auf Social Media beinhaltet, sollen die Streamingdienste vom nachhaltigen Handeln überzeugt werden.

#YouBetterWorkRemote

Gut für die Work-Life-Balance, Konzentration, Motivation und vor allem fürs Klima? Das Homeoffice! Das es gut funktionieren kann und nebenbei auch noch viel CO2 einspart, hat uns Corona gezeigt. Das Ziel der Kleingruppe: Ein Gesetz, das bis Sommer 2021 jedem Mitarbeiter die Möglichkeit zu mindestens zwei Tagen Remote Work pro Arbeitswoche zusichert. Vier Schritte sollen zum Ziel führen: Gegner identifizieren, die Öffentlichkeit mobilisieren, eine Petition starten und anschließend die politische Diskussion zur Gesetzesverabschiedung beobachten.

#DigitaleDienstreise

„Nein“ zu Dienstreisen und „Ja“ zu Videokonferenzen – das ist das Motto der #DigitaleDienstreise-Kleingruppe. Mit dem Ziel, zehn große Firmen zu einem Agreement zu bewegen, bei dem mindestens 50 Prozent der Dienstreisen durch Videokonferenzen ersetzt werden, wendet sich diese Gruppe mit ihrer Kampagne direkt an Unternehmen. Zum Einsatz kommen Social-Media-Kampagnen, Poster, Plakate, Sticker und eine Landingpage. Und noch etwas ausgefallener – Sitzplätze für Geschäftsreisende in Flugzeugen sollen durch Stoffpuppen mit der Botschaft „Dienstreise? Ich mache lieber eine Videokonferenz!“ ersetzt werden.

#rebootLufthansa

Ein LH Green Agreement, damit die 9 Milliarden Staatshilfen zur Rettung des Konzerns vor der Insolvenz an Umweltauflagen gekoppelt sind? Genau das fordert das #rebootLufthansa-Team. Mit dem Slogan „Nutzt das Geld und schützt die Welt!“ soll diese Forderung über Social Media an Hardcore-Aktivisten sowie Normalos mit Nachhaltigkeitsinteresse gebracht werden. Ergänzt wird diese Kampagne durch Newsletter, Demonstrationen und Petitionen.

#WegFreiFuersBike

Die #WegFreiFuersBike-Gruppe fordert eine Radinfrastruktur nach dänischen und holländischen Standards auch für Deutschland. Aktuell werden in den deutschen Städten teilweise nicht einmal bereitstehende Mittel für Radwege investiert. Aufgezogen wird die Kampagne am Beispiel der Stadt Frankfurt. Um die Bevölkerung aufzuklären, wie viel Geld der Stadt eigentlich für den Ausbau von Radwegen zur Verfügung steht, will die Gruppe recycelbare Geldscheine von den Balkonen des Römers werfen. Darüber hinaus soll eine Landingpage mit Videos zu den gefährlichsten Radwegen von Frankfurt, einer Petition und einem „Take-Action-Kalender“ mit Terminen für Fahrraddemos, Pop-Up-Radwege und autofreie Sonntage die wichtigsten Eckpunkte der Kampagne bündeln.

#WindImRücken

Wenn wir die Energiewende schaffen möchten, brauchen wir viel mehr saubere Energie, also auch mehr Windkraft. Deren Ausbau wird jedoch auch durch verschiedene Regulierungen unnötig gebremst, wie das #WindImRücken-Team recherchiert hat. Denn: Zwischen Windrädern und Wohnhäusern müssen bestimmte Abstände sein. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, allerdings sind die Regelungen je nach Bundesland ganz unterschiedlich. In einigen Regionen müssen die Abstände so groß sein, dass kaum mehr Anlagen gebaut werden können – und das obwohl andere Anlagen wie Kohlekraftwerke, Chemieanlagen oder Autobahnen viel näher an Wohnhäuser rücken dürfen. Die Kampagne richtet sich deshalb in erster Linie an die Landespolitiker:innen. Ziel ist, realistische und einheitliche Regelungen zu schaffen, damit Anwohner:innen weiter gut leben können, aber ein Ausbau der Windkraft besser möglich wird.

#LocalHeros (nicht online verfügbar)

Wie tot wären unsere Städte, gäbe es nicht die vielen Geschäfte, Lokale und Cafés? Vor allem die kleinen, inhabergeführten Unternehmen sind der Kleingruppe besonders wichtig für die Vielfalt und das Lebensgefühl vor Ort. Mit der Awareness-Kampagne #LocalHeros möchte das Team nicht nur Bewusstsein hierfür schaffen, sondern die Konsumentinnen und Konsumenten zu langfristiger Loyalität bewegen.

#WhatAboutYou (nicht online verfügbar)

Die Kampagne #WhatAboutYou setzt sich für plastikfreie Verpackungen im E-Commerce ein. Beispielhaft wird dazu ein großer Modeversender aufgegriffen, dessen Mutterkonzern häufig mit Nachhaltigkeit wirbt. Gerade weil der Online-Handel durch die Covid-Pandemie boomt, sollten die Onlinehändler besondere Verantwortung übernehmen, wenn es um den viel zu großen Plastik-Müllberg geht. Deshalb möchten die Studentinnen durch viele kreative Ideen bis hin zum Einsatz von Mode-Influencer:innen Druck aufbauen.

Von der Konzeption zur Umsetzung?

Greenpeace ist begeistert! „Die Kampagnen wurden alle so gut umgesetzt, dass wir sie perspektivisch einsetzen können. Wann und welche Kampagne wir umsetzen, steht allerdings noch nicht fest“, so Volker Gaßner. Für die Studis bleibt es also spannend, ob es ihre Kampagne eines Tages in die Öffentlichkeit schaffen wird. Und selbst wenn nicht — alle Studierenden und Dozierenden konnten im Laufe des Semesters viele Erfahrungen in Bezug auf Online-Lehre, Nachhaltigkeitskommunikation und Campaigning sammeln und hatten jede Menge Spaß bei der Projektarbeit!

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1 Kommentar

  • Antworten
    Ina
    19. November 2020 at 13:10

    Da sind ein paar sehr interessante Kampagnen dabei. Vielen Dank für diesen Beitrag.

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