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Gewinner Forschungspreis: „Nachhaltige Entwicklung – weiter denken als im Drei-Säulen-Modell“

Anfang des Jahres wurden die Gewinner des von der i:ne ausgeschriebenen Forschungspreises für Studierende  „Nachhaltige Entwicklung – weiter denken als im Drei-Säulen-Modell“ gekürt.

Gegenstand der Ausschreibung war die aussagekräftige Visualisierung der in den  Sustainable Development Goal‘s (SDG’s) enthaltenen Zielvorstellung, die über das statische „Drei-Säulen-Denken“ (Ökologie, Soziales, Wirtschaft) hinausreicht. Erkennbar sollte der aus den SDG’s resultierende Veränderungsbedarf sein, der auch die Dimension Governance integriert.  Kurz gesagt: Nachhaltige Entwicklung als permanenter Suchprozess, zu dem eine Vielzahl an Akteuren Beiträge zu leisten haben.

Drei Auszeichnungen verliehen

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Förderprojekts Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung (s:ne)  im März, hat die Jury drei Auszeichnungen vergeben. Sie berücksichtigte bei ihrer Bewertung, neben der allgemeinen Visualisierung, wie gut die zentralen Kriterien der Ausschreibung in der Abbildung erkennbar sind. Zentrale Kriterien waren die Darstellung der SDG-Zielvorstellung, der daraus entstehende Veränderungsbedarf und die Integration der  Dimension Governance innerhalb der Abbildung.

Die Jury hat sich dafür entschieden nicht, wie ursprünglich geplant, Plätze von eins bis drei zu vergeben. Stattdessen wurden die Siegerplakate gleichwertig ausgezeichnet. Jede Auszeichnung ist mit 300 Euro dotiert. Die folgenden Plakate haben gewonnen:

“Nachhaltige Entwicklung: Weiter denken als im Drei-Säulen-Modell”

Projekt von: Yvonne Fischer, Mehmet Pala, Lisa Seeh und Mischa Tauber aus dem Studiengang internationale Betriebswirtschaftslehre.

Erläuterung der Visualisierung

Um den Umweltaspekt beim Thema Nachhaltigkeit hervorzuheben, steht ein Baum mit starken Wurzeln im Mittelpunkt der Visualisierung. Dieser symbolisiert die gesamte Welt. Das Blätterdach steht für die Belastungsgrenzen der Erde. Die Farbe der Blätter zeigt, inwieweit die Belastungsgrenzen überschritten wurden: Braunverwelkte Blätter deuten auf überschrittene Belastungsgrenzen hin.
Die drei Hauptäste des Baums stehen für die drei Säulen Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Sie stehen gleichrangig nebeneinander, ebenso wie im Drei-Säulen-Modell. Zum Teil sind die Äste nicht mehr in der Lage, die Blätter zu versorgen und zu schützen. Dies soll zeigen, dass der Blickwinkel Nachhaltigkeit als Endzustand anzusehen, erweitert werden muss. Nachhaltigkeit ist ein Prozess des Wachstums. Es wird eine starke Governance benötigt, die, wie starke Wurzeln eines Baums, auf den ersten Blick nicht in Erscheinung treten und dennoch die Grundlage bilden. Ein Baum ist immer bestrebt, ein starkes, tragfähiges Wurzelwerk zu entwickeln. Erst mit dieser Grundlage ist es möglich, ein prächtiges, gesundes Blätterdach zu entwickeln, weiter zu wachsen, Wechselwirkungen zu erkennen und zu lenken.

Die Sustainable Development Goals (SDGs) fungieren als Schutzhülle für den Baum beziehungsweise die Erde, sodass keine Belastungsgrenzen der Erde weiter überschritten werden. Der Schutz lässt sich durch die Möglichkeiten, die die Digitalisierung in Form von Nachhaltigkeit 4.0 bieten kann, verstärken. Dies symbolisiert der Mensch im Hintergrund, der eine Virtual Reality Brille trägt und die SDGs ordnet. Da es sich in vielen Bereichen noch um eine Vision handelt, ist der Mensch blass im Hintergrund zu sehen. Er ist überdimensional groß dargestellt, wobei sich die SDGs zwischen den beiden Händen befinden. Das zeigt, dass der Erfolg und die Gesundheit des Baums beziehungsweise der Erde von jedem einzelnen Individuum im Hinblick auf die verantwortungsvolle, nachhaltige Nutzung der Ressourcen abhängen.

“Von der Nachhaltigkeit zur nachhaltigen Entwicklung – Das Gearweheel Modell”

 

Projekt von Kim Posner aus dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften.

Erläuterung der Visualisierung

Bislang wurde die Nachhaltigkeit durch das „Drei-Säulen-Modell“ beschrieben. Hierbei bilden die drei hauptsächlichen Grundlagen jeweils eine abgeschlossene, starre Säule. Diese hat keinerlei Möglichkeit sich in sich weiter zu entwickeln, bzw. auf neue Einflüsse einzugehen. Ziel ist es, ein aussagekräftiges Modell zu visualisieren, welches die Nachhaltige Entwicklung und somit einen Veränderungsprozess beschreibt. Dieser ist notwendig,
um den Stillstand der Nachhaltigkeit in seinem Entwicklungsmechanismus voran zu treiben, sodass in den weiteren Generationen ein gutes Leben ermöglicht werden kann.

Gearwheel-Modell

Der Außenkreis des Gearwheel-Modells symbolisiert die Belastbarkeitsgrenzen der Erde (planetary boundries) bzw. den Raum der Möglichkeiten, in welchem sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft orientieren sollten. Die einzelnen Zähne im Außenkreis visualisieren die unterschiedlichen Belastbarkeitsgrenzen unserer Erde. Innerhalb der Grenze
können die Akteure frei handeln ohne den Planeten zu zerstören.

Das sich in der Mitte befindende Zahnrad steht für die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die im Herbst 2015 von den Vereinten Nationen formuliert wurden. Ziel ist es, dass die Erde auch für zukünftige Generationen bewohnbar bleibt, wofür Veränderungsprozesse notwendig sind. Das Drehen des SDGs-Zahnrades sowie eine, im mechanischen Sinne, angetriebene Welle symbolisieren die stetige Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsziele.
Hierbei ist es notwendig, dass das gesamte Getriebe „zusammen arbeitet“, um das zentrale Ziel, das Erreichen der SDGs, umzusetzen. Symbolisch gesprochen muss das Getriebe zum Laufen gebracht, also der „Keilriemen“ zugeschaltet werden. Dieser beschreibt die Steuerung durch die Gesetzesgrundlage. Jedoch ist das Zuschalten ebenso ein Anreiz, da das Zusammenspiel von Sozialer, Ökologischer und Ökonomischer Nachhaltiger Entwicklung von Vorteil ist. Die drei Zahnräder, welche um das Zentrum verteilt sind, zeigen die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltige Entwicklung. Die einzelnen Zähne der jeweiligen Gearwheels verdeutlichen die aktive Mitwirkung der Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Durch die Einbindung der Akteure ist ein Veränderungsprozess möglich. Sobald ein Akteur sich aus seiner Verantwortung zurückzieht ist die Funktionalität nicht mehr gegeben. Die gesamte Maschinerie kann sich nicht mehr drehen. Zielkonflikte zwischen den einzelnen Nachhaltigen Entwicklungsdimensionen sind zwar unvermeidbar, schließlich müssen viele einzelne Akteure mitwirken, jedoch muss sich jeder seiner individuellen Rolle bewusst werden. Ohne ihre Bereitschaft ist kein Veränderungsprozess möglich und das Getriebe der Nachhaltigen Entwicklung blockiert. Das Gearwheel-Modell beschreibt die Nachhaltige Entwicklung, wobei alle beteiligten Komponenten ineinander greifen müssen, um den Fortschritt zu gewährleisten.

“Erfüllung der SDG’s durch globale Transformationsprozesse im
Einklang mit den planetaren Belastungsgrenzen”

Projekt von: Tim Ossenbrink, aus den Fachbereichen Elektrotechnik und Informationstechnik (h_da) und Mechanical and Process Engineering (TU Darmstadt).

Erläuterung der Visualisierung

Die Belastungsgrenze unseres Planeten wird in der Literatur in neun große Überpunkte aufgegliedert (Steffen et al. 2015; Johan Rockström et al. 2009). Diese Grenzen sind bezogen auf ihre Auswirkung auf das gesamte planetare Ökosystem unterschiedlich detailliert untersucht und lassen sich folglich schwer in ertragbare Grenzwerte definieren. Die Umsetzung der Visualisierung dieser Planetary Boundaries wird in der Abbildung, in Anlehnung an bereits genannte Autoren, durch konzentrische Kreise, welche farblich unterschiedliche Verläufe besitzen, dargestellt. Nach Steffen verkörpert die Farbe Grün einen Aktionsbereich, in welchem die Menschheit in einem sicheren Handlungsraum agiert. Der Rote Bereich hingegen visualisiert den Bereich, welcher keinen sicheren Handlungsraums beschreibt und ein hohes Risiko mit gravierenden Folgen offenbart. Im Übergangsbereich einzelner Boundaries wird die Farbe Gelb verwendet. Dieser Bereich visualisiert ein erhöhtes Risiko mit gravierenden Folgen. In Bereichen mit grauer Schattierung sind Belastungsgrenzen nicht definiert, eine Aussage über Belastungsgrenzen ist damit nicht möglich.

Transformationsprozesse zur Erfüllung der SDG’s

Die Visualisierung der Sustainable Development Goals (SDG‘s) besteht aus 19 Elementen und beinhaltet die Ziele, welche im Jahr 2014 von der UN niedergeschrieben wurden (Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable Development). Die Ziele bestehen aus 17 konkreten Punkten und reichen von „Keine Armut“ bis zu „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“.

Zwei weitere Elemente, die der Visualisierung hinzugefügt werden, bestehen aus den Punkten „UN, Nationale und Internationale Regierungen“ sowie „Individuen und Unternehmen“. Die zentrale Position dieser Elemente verkörpert die wichtige Rolle dieser Elemente zur Erfüllung der SDG’s. Zur Verkörperung der Transformationsprozesse wird die Form der Elemente als einzelne, ineinandergreifende Zahnräder gewählt. Die unterschiedliche Größe visualisiert auf der einen Seite die Bedeutsamkeit und Wirkungen der einzelnen Elemente, stellt auf der anderen Seite allerdings keine Rangfolge der einzelnen SDG’s dar. Die Transformation wird als mechanische Transmission dargestellt und gelingt nur insofern jedes einzelne Glied der Kette, bestehend aus den SDG’s, sowie Governance und den einzelnen Individuen, ineinandergreift und somit den Gesamtprozess ermöglicht.

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