Nachbericht der 4. Ringvorlesung vom 07.11.2019
Wie kann die Kreislaufwirtschaft von Anfang an in das Produktdesign integriert werden? Diese Frage beantworten Isabelle Kuhl der Alnatura GmbH und die h_da Studentin Aischa Lipp am Beispiel „Verpackungen im Bio-Lebensmittelhandel“ am 07. November in der öffentlichen i:ne Ringvorlesung.
Zu Beginn gab Isabelle Kuhl eine kleine Einführung in die Problematiken der Verwendung von Kunststoffen bei Lebensmittelverpackungen. Sie ging auf den „Verpackungswahn“ und das damit verbundenen horente Müllaufkommen ein. Neben der erheblichen Umweltverschmutzung sind Verpackungen relevant für das Klima, denn sie basieren auf Erdöl und um das „Zwei-Grad-Ziel“ der globalen Klimaschutzziele erreichen zu können, muss die Erdölförderung beendet werden. Dagegen steigt die Verpackungsmenge jedoch weiter an. Ursachen dafür sind der florierende Online-Handel und Konsummuster wie der to go und convenience Trend. Isabelle Kuhl stellte Plastik aber nicht nur als Problem dar, sondern auch als „Lösung“. Denn Verpackungen haben nach Kuhl, aufgrund ihrer vielfältigen Aufgaben, besonders im Lebensmitelhandel ihre Berechtigung. Neben dem Produktschutz fungieren sie auch noch als Kommunikationsmittel und ermöglichen das Handling in der gesamten Logistiiklieferkette. Gerade beim Thema „food waste“ werden Verpackungen relevant. Denn wenn ein Produkt durch mangelnde Verpackung nicht ausreichend geschützt wird und verdirbt, war alles „sinnlos“. Das Motto bei Alnatura ist daher „So viel Verpackung wie nötig, so wenig wie möglich“.
Anschließend erläuterte Frau Kuhl das Eco Design am Beispiel von Lebensmittelverpackungen. Der Designprozess bestimme 80% des Umwelteinflusses eines Produktes. Eco Design berücksichtigt daher die klassischen Designaspekte in Verbindung mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Ziel ist es die negativen Umweltauswirkungen möglichst gering zu halten. Frau Kuhl erklärte die Grundprinzipien und die „fünf Schritte des Eco Designs“. Hier ein kleiner Einblick: Schritt 1: Lifecycle Thinking – Abfälle als Rohstoff verstehen. Schritt 2: Ökologische Schwachstellen ermitteln. Stellschrauben für Verbesserungen sind vor allem die Materialien, Herstellungsverfahren, der Gebrauch und der kulturelle Umgang mit dem Produkt. Als nächstes werden Verbesserungsmaßnahmen gesucht. Dabei kommt es oft zu Zielkonflikten – „da gilt es dann zu priorisieren“, sagt Isabelle Kuhl. Als Beispiele für Maßnahmen nannte sie die Reduzierung der Materialmenge, Verzicht auf Verschlussclips, Mehrweglösungen, den Einsatz von Recyclingmaterial und die Verwendung von Monomaterialien, um Recyclingfähigkeit zu ermöglichen. Letztere sind aber für Handelsunternehmen sehr kompliziert. Es müssen Standards gesetzt und kurze Transportwege ermöglicht werden.
Die Masterstudentin Aischa Lipp, welche bei Alnatura aktuell ihre Masterarbeit im Verpackungsbereich schreibt, ging dann noch näher auf den „Design for Recycleability“-Ansatz ein. Dabei geht es um die Frage: Wie lässt sich die Recyclingfähigkeit von Verpackungen erhöhen? Aischa Lipp erläuterte dazu zunächst die speziellen Verpackungsanforderungen von Lebensmitteln und zeigte anschließend verschiedene Lösungsansätze auf, wie z.B. den trennbaren „K3-Becher“. „Trennbarkeit, Sammlung und Entsorgungshinweise sind wichtige Voraussetzungen für ein Recyclingsystem“, sagte Lipp und ging zusätzlich noch auf die Aspekte Sortierung, Erkennbarkeit der Kunststoffe, Monomaterial und Problemstoffarmut ein.
Zum Schluss zeigte Isabelle Kuhl die konkrete Umsetzung von Eco Design in der Produktentwicklung mit einigen Beispielen auf. „Es muss alles im Unternehmen verankert werden“- durch Mitarbeiterschulung, arbeitsübergreifende Prüfungsprozesse und der dauerhaften Integration in die Produktentwicklung. Nach einer kurzen Zusammenfassung endete der interessante Vortrag mit dem Fazit: „Mit Eco Design kann man Produktverpackungen umweltschonender gestalten“.
Im Nachgang an den Vortrag wurde gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Ringvorlesung zu den vorgestellten Themen diskutiert.
Die Vorträge und die Diskussion wurden aufgezeichnet und sind daher jederzeit auf dem youtube Kanal der i:ne zu finden.
Text: Jana Krachler
Bildquelle: Maria J auf Pixabay
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