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Lösungen: “Zukunft Mollerstadt”

„Die Darmstädter Mollerstadt als innerstädtisches Vorzeigequartier für Klimaschutzziele und Ressourceneffizienz: eine Utopie?“ unter diesem Titel veranstaltete das Projekt Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung (s:ne) zusammen mit der Schader-Stiftung Ende letzten Jahres eine Veranstaltungsreihe zur Zukunft der Mollerstadt. Die Mollerstadt ist ein bislang wenig repräsentatives Quartier in der Darmstädter Innenstadt – doch das kann sich in Zukunft ändern. Studierende der Hochschule Darmstadt haben, auf Basis der Orientierungspunkte Masterplan 2030+ und dem Leitbild der Stadt der kurzen Wege, Zukunftskonzepte für die Mollerstadt erarbeitet. Diese wurden an drei Themennachmittagen präsentiert und diskutiert.

Quelle: Schader-Stiftung

Drei Themennachmittage zur Zukunft Mollerstadt

Architektur und Mobilität

Derzeit ist die Attraktivität der Mollerstadt durch starken fließenden, aber genauso auch ruhenden Verkehr beeinträchtigt. Studierende lösen diese Herausforderungen durch Hubs, die um die Mollerstadt platziert werden und Pendler*innen die Möglichkeit bieten, vom Auto auf das Rad umzusteigen. Damit einher geht die fußgänger- und radfahrerfreundliche Gestaltung, beispielsweise durch ein erweitertes Radnetz oder Tempobegrenzungen von 10 km/h. Auch die Straße als Shared Space zu erklären und somit das Verkehrssystem vollständig zu überarbeiten, ist eine Vision der Studis.  

Die Replikgeber*innen sind beeindruckt. Professor Axel Wolfermann von der Hochschule Darmstadt betont, dass die Studierenden mit der Verlagerung des ruhenden Verkehrs den zentralen Punkt erkannt haben und somit für mehr Gerechtigkeit im Straßenverkehr kämpfen. Katharina Metzker vom Mobilitätsamt Darmstadt sieht das Engagement der jüngeren Generation als notwendigen Treiber für einen nachhaltigen Wandel. Während sie darauf hinweist, dass nicht alle Ideen im Rahmen der Fördergelder umsetzbar sind, sieht Katalin Saary genau darin die Stärke: Da die Ideen über das aktuell machbare hinausgehen, können sie als Zukunftsvisionen eingesetzt werden.

Architektur und Grünräume

Die Mollerstadt hat, wie so viele Quartiere in Deutschlands Großstädten zu wenig Grün. Die große Anzahl an versiegelten Flächen geht mit vielen Auswirkungen wie z. B. der Unterbrechung des Wasserkreislaufs einher. Eine Schwammstadt, also die Entsiegelung und Durchgrünung der Flächen, kann hier Abhilfe schaffen. Es entsteht ein natürlicher Wasserkreislauf, durch den die Ableitung von Wasser in die Kanalisation reduziert wird. Umgesetzt werden soll das nach Vorstellung der Studierenden durch die Entsiegelung der Innenhöfe, die Schaffung multifunktionaler Flächen zur Wasserspeicherungen oder eine Verdichtung der Blockrandbebauung mit gleichzeitiger Entkernung der kleinteilig bebauten Höfe.

Insgesamt entstehen in diesem Rahmen vernetzte grüne Höfe im Stadtzentrum, die durch die Nachbarschaft angereichert werden und somit ein neues Quartiersgefühl hervorrufen. Damit aber noch nicht alles – weitere Visionen beschäftigen sich mit der sozialen und ökologischen Aktivierung von bestehenden öffentlichen Grünflächen. Ziel ist es, Sport- und Spielflächen zu schaffen und gleichzeitig Pflanzenvielfalt, Biodiversität und Baumbestand zu erhalten und zu fördern. Zudem sollen Wasserflächen als Retentionsflächen dienen.

Auch bei dieser Veranstaltung konnten die Studierenden wieder bei den Replikgeber*innen punkten. Dr. Susanne Bieker (Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI Karlsruhe) sowie Landschaftsarchitektin Martina Fendt plädieren in ihrem Feedback auf die Nutzung von Synergien zwischen den verschiedenen Zielen wie Klimaschutz, Mobilitätsumbau, Wassermanagement, ressourcensparendem Bauen und Gestaltung. Sie appellieren an die Studierenden, dass auch kleine Schritte zum großen Ziel betragen können und motivieren, in den Projekten sogar noch ambitionierter zu denken. Darmstadts Planungsdezernentin Dr. Barbara Boczek, ist von der Gesamtstrategie und der Vielzahl der Projekte begeistert und betonte, dass auch verschiedene Kleinmaßnahmen schon helfen, die Mollerstadt wieder attraktiver zu machen.

Architektur und Funktionen

Derzeit ist die Mollerstadt geprägt durch Einzelhandel und Gastronomie, die sich in den Erdgeschossen der Blockrandbebauung befinden. Die erste Studierendengruppe schlägt anstelle der kleinteiligen, verwinkelten Hofbebauungen neue, zusammenhängende Flächen mit einem abwechslungsreichen Raumangebot vor. Die großen Flächen schaffen Platz für andere Gewerbeformen, z. B. einen Fachmarkt. Sie werden ergänzt durch ein Hochhauskonzept, welches eine resultierende Diversität von Nutzungsmöglichkeiten im Quartier vervollständigt.

In der zweiten Session des Abends beschäftigten sich Studierende mit der nicht-kommerziellen Raumnutzung, um die Aufenthaltsqualität in der Mollerstadt zu erhöhen. Bislang bietet das Qartier wenig Wohnfolgefunktionen und wenig öffentlichen Raum mit kostenlosen Nutzungsangeboten. Leerstehende Räume können beispielsweise für Repair-Cafés oder Sharing-Konzepte genutzt werden. Eine weitere Idee ist die Errichtung eines Quartierhauses als Dreh- und Angelpunkt der Mollerstadt. Ausgestattet mit einem Quartiercafé und einer Waschbar schafft das Quartierhaus einen neuen Begegnungsort. Der Blick über die Mollerstadt hinaus macht deutlich, dass auch die Bildungs- und Kulturmeile sowie Grünflächen der angrenzenden Gebiete einen positiven Einfluss auf die Attraktivität der Mollerstadt haben.

Genau wie an den vorangegangenen Abenden konnten die Republikgeber*innen auch am letzten Abend von den tollen Inspirationen profitieren. Dr. Christina West von der Hochschule Darmstadt spricht sich für die radikale Umgestaltung der Mollerstadt aus beispielsweise in Form von „Moller-Manhattan“. Auch Jochen Krehbiehl (Planungsamt, Wissenschaftsstadt Darmstadt) ist beeindruckt, verweist allerdings auf Schwierigkeiten der Umsetzung. „Gekommen um zu bleiben“ – unter diesem Motto sieht Dr. Marina Hofmann von der Industrie- und Handelskammer Darmstadt die Mollerstadt. Die studentischen Arbeiten sind hierfür eine tolle Grundlage.

Drei Termine später sind das Publikum und die Expert*innen um viele hervorragende Ideen reicher. Jetzt gilt es, gespannt abzuwarten, was die Zukunft für die Mollerstadt bringt!

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