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Ingenieurtechnische Vorgehensweise für Nachhaltige Entwicklung

Quelle: geralt auf pixabay

„Was sind wichtige zukünftige Kompetenzen für Ingenieur*innen und wie können wir sie gut vermitteln? Wie werden wir als Lehrende unserer Verantwortung gerecht unsere Student*innen auf ihre Zukunft – soweit wir sie heute absehen können – vorzubereiten?“, auf Fragen wie diese reagieren Prof. Dr. Nicole Saenger und Prof. Dr. Sven Linow mit dem ganz frischen Modul „Ingenieurtechnische Vorgehensweise für Nachhaltige Entwicklung“.

Um zu erfahren worum es genau geht, was die Ziele waren und wie es angekommen ist, tauchen wir gemeinsam mit Prof. Dr. Sven Linow und seinen drei Studierenden Anna Schilling (Master Umweltingenieurwesen, 3. Semester), Kira Zachmann (Master Umweltingenieurwesen, 3. Semester) und Muriel Herrmann (Master Allg. Maschienenbau, 4. Semester) in die Welt der Ingenieure ein.

Eine kleine Zeitreise

Ab ins Jahr 2023: Anna Schilling, Kira Zachmann, Muriel Herrmann und viele andere Studierende sind fertig und stehen mitten im Berufsleben. Immer wieder kommen ihnen zentrale Probleme wie die Energiewende, der Klimawandel oder alle damit verbundenen Themen auf den Tisch. Im Alltagsgeschäft müssen sie möglichst schnell reagieren und herausragende Lösungen entwickeln können.

Und zurück in 2021: Solche „Zukunfts“-Szenarien werden mehr und mehr zum Alltag und konfrontieren künftige Absolvent*innen noch ihr Leben lang. Da ist Vorbereitung alles, so Sven Linow. Einige Disziplinen in der Ingenieurwissenschaft sind bereits gut darin, ihre Themen handhabbar und praxisnah zu gestalten. Im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung sind die Fachbereiche jedoch erst am Verstehen und Entwickeln. Die Studis sind sich schon heute der Relevanz des Themas und ihrer zukünftigen Verantwortung bewusst und wollen Nachhaltige Entwicklung als Teil ihres Studiums:

Nachhaltige Entwicklung ist meiner Meinung nach in allen Bereichen und somit auch im Ingenieurwesen wichtig. Wir Studierenden sind die neue Generation Ingenieure, die auch die Zukunft bestimmen darf und diese besonders nachhaltig gestalten sollte.“ ~ Kira Zachmann

Die vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) herausgegebenen ethischen Grundsätze des Ingenieurberufs sagen, dass wir als Ingenieur*innen uns zur Bringpflicht für sinnvolle technische Erfindungen und nachhaltige Lösungen bekennen, dies muss deswegen auch an unserer Hochschule so gelehrt und gelernt werden.“ ~ Anna Schilling

Als Maschinenbauer*in sind die Lehrinhalte noch sehr von klassischen Technologien, wie z.B. Verbrennungsmotoren geprägt. Doch die Zukunft muss sich in der Hinsicht ändern. Leider gibt es bei uns im Fachbereich noch zu wenige Angebote bezüglich nachhaltiger Technologien und somit stellt dieses Fach eine tolle Möglichkeit und einen weiteren Schritt in diese Richtung dar.“ ~ Muriel Herrmann

Darum geht’s!

Die Hochschule reagiert mit dem Modul „Ingenieurtechnische Vorgehensweise für Nachhaltige Entwicklung“ auf die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen und die Wünsche der Studierenden. Ziel des Kurses ist es, den Blick ausgehend aus einer Ingenieursperspektive heraus zu wagen: Dafür werden grundlegende Begriffe und Konzepte gemeinsam geklärt und alternative Sichtweisen diskutiert, um aus einer Ingenieursperspektive heraus relevante Kompetenzen zu ermitteln. Im Kern stehen „Wicked Problems“ (dt. „boshafte Probleme“). Dies sind Probleme in Feldern, die (sehr) schwierig oder überhaupt nicht zu lösen sind. Der Begriff „Wicked Problem“ geht auf Rittel und Webber zurück und umfasst zehn Eigenschaften. Beispielhafte konkrete „Wicked Problems“ für die h_da sind etwa die Optimierung der Parkplatzsituation am Campus oder der Ausbau des Radverkehrs. Noch komplexer sind „Super Wicked Problems“, wie z. B. die gerechte Gestaltung der Energiewende.

Aufbauend auf den Grundlagen ist die kritische Reflexion von allen Studis gefragt: Was ist meine Rolle als Ingenieur*in? Doch damit nicht genug: Mithilfe des Kurs- und Studienwissens steht im dritten Schritt des Moduls die Bearbeitung eines konkreten technischen Problems an. Im ersten Durchlauf ging es der Frage nach: Wie kann die h_da energieautark werden?

Ingenieurtechnische Vorgehensweise – so kam das Modul an

Vor allem das Praxisprojekt zur Energieautarkie der h_da hat bei Kira Zachmann und Muriel Herrmann Begeisterung erweckt. Hier durften die Kursteilnehmer*innen selber kreativ werden und das gelernte Wissen des gesamten Studiums anwenden. Da bekanntlich viele Wege nach oben führen – waren auch in diesem Projekt die Herangehensweisen frei wählbar. Besonders toll fanden die beiden, am Kursende die verschiedenen Lösungen und unterschiedlichen Technologien zur Energieautarkie zu sehen.

Anna Schilling fügt ergänzend hinzu, dass sie die (Super) Wiked Problems super spannend fand, da sie Umgangsmöglichkeiten für Ingenieure eröffnen. Ihrer Meinung nach ist das Erkennen eines Problems der erste Schritt zum Umgang damit. Das Wissen über die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft ist in ihren Augen der größte Gewinn aus der Veranstaltung, da sie und viele andere junge Ingenieure dadurch handlungsfähig werden. Begeistert sind die drei auch vom interdisziplinären Kurs aus Maschinenbauern, Umwelt- und Bauingenieuren. Gerade im Corona-Semester punktete der offene Austausch, die Interaktivität des Kurses sowie die teils sehr kontroversen Diskussionen mit und zwischen Studierenden und Dozierenden.

So begeistert die Studierenden auch sind, dass der Kurs noch in Kinderschuhen steckt, ist nicht zu verkennen: Gerade hinsichtlich der Praxisprojekte wären interdisziplinäre Gruppen und somit die breitere Expertise wünschenswert. Interessant fänden die Studis zudem den Input zu neuartigen ingenieurtechnischen Vorgehensweisen für Nachhaltige Entwicklung, die noch nicht so bekannt sind.

Unter dem Strich ein gelungener Kurs mit jeder Menge Potenzial.

Der Blick in die Zukunft

Sven Linow freut sich über das Feedback und die Anmerkungen, um den Kurs „Ingenieurtechnische Vorgehensweise für Nachhaltige Entwicklung“ in den kommenden Semestern zu optimieren und weiter auszugestalten. Ihm liegt die Vorbereitung seiner Studierenden auf das Berufsleben mit all seinen Herausforderungen zur Nachhaltigen Entwicklung sehr am Herzen. „Diese Vorbereitung soll jedoch kein Horrorkabinett von Schrecken sein“, so Linow, „im Gegenteil, wir wollen Mut machen, Gestaltungsräume eröffnen, neue Wege aufzeigen, …“. Wer noch nicht in den Genuss kam, den Kurs besuchen zu können, kann sich im kommenden Wintersemester auf einen zweiten Durchlauf freuen und gemeinsam mit Studierenden und Dozierende Wege für unsere Zukunft erarbeiten – Schwerpunkt wird das Thema Geoengineering.

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