Ein Kommentar von Christian Zercher
Wer kennt es nicht aus seinem Haus oder seiner Wohnung? Mal schnell das Fenster auf Kipp, die Heizung auf der höchsten Stufe und dann noch schnell zur Arbeitsstelle hetzen? Eigentlich jeder.
Alle möglichen Küchengeräte und Steckerleisten auf Standby, oder die Wäsche unnötig bei 90° waschen? Viele kleine Stromfresser, die jeden Monat unnötig am Gehaltskonto nagen. Was können wir, in diesem Fall die Studenten, am Campus dagegen tun? Nutzerfehlverhalten minimieren.
Vieles, was mir Herr Barth-Schulmeyer, der Energiemanager der Hochschule Darmstadt während unserem Gespräch erzählt hat, war mir zwar nicht neu, dennoch hat es mir viele nützliche Aspekte mit auf den Weg gegeben. Wer hätte gedacht, dass wasserlose Urinale solch ein Sparpotential an Wasser haben? Pro Spülung spart diese wasserlose Technik zwischen drei und fünf Litern. Eine sehr beachtliche Zahl, würde man dies auf alle männlichen Studenten pro Jahr hochrechnen. Leider gibt es noch eine hohe Zahl an herkömmlichen Urinalen, welche aber auch aufgrund ihrer Geruchsbelästigung in den nächsten Jahren ersetzt werden sollten.
Ein weiteres Feld, welches ein großes Einsparpotential an Wasser besitzt, sind Selbstschlussarmaturen an den Waschbecken. Diese Selbstschlussarmaturen unterbrechen den Zulauf von Wasser, sobald die automatische Vorrichtung eine gewisse Menge an Wasser in Richtung Hände gespült hat. Vorher war es so, dass die Studenten den Wasserhahn einfach willkürlich aufgedreht und danach nicht zugedreht haben. Ein hohes Maß an Wasserverschwendung! Stichwort Nutzerfehlverhalten der Studierenden und eine Nutzersensibilisierung durch Informationen der Hochschule.
Ein weiterer positiver Aspekt ist Kaltwasser an den Armaturen. Dies spart in erster Linie einiges an Energiekosten. Denn mal ehrlich: Eigentlich ist warmes Wasser an den Armaturen Luxus, wird in öffentlichen Gebäuden schon länger auf Kaltwasser gesetzt um die Energiekosten zu senken.
Meiner Meinung nach gehen viele Studenten, aber auch Mitarbeiter in Sachen heizverhalten der Räume, oder auch durch falsches Lüften sehr fahrlässig mit dem Thema Nachhaltigkeit um. Während viele Heizkörper mittlerweile automatisch über das System der Hochschule geregelt werden, gibt es noch einige, die sich per Hand einstellen lassen. Hier beginnt der Fehler. „Ich mache später das Fenster zu“ oder „Ach, ich denke da schon dran“. Schnell gesagt, schnell wieder vergessen. Würde man hier mit einer Wärmebildkamera an die Fenster gehen, es würde ein ziemliches eindeutiges, rotes Bild auf der Kamera zu sehen sein.
Laut Arbeitsstättenverordnung sind 20 Grad Celsius für sitzende Tätigkeiten ohne körperlichen Einsatz (zum Beispiel Büroarbeit) ausreichend. Aus meinen persönlichen Erfahrungen am Campus in Dieburg muss ich aber zugeben, 20 Grad Celsius sind das gefühlt nicht.
Hier kommen wir auch zu einem weiteren Problem: Das Gebäude in Dieburg steht unter Denkmalschutz. Viele Fassaden lassen sich nicht effizient dämmen, Fenster lassen sich nicht durch eine bessere Isolierung tauschen. Hier liegt es am Land, unter bestimmten Bedingungen diesen Denkmalschutz aufzuheben. Es bringt nichts, nur ständig „sparen sparen“ zu predigen, aber klar ersichtliche Probleme mit dem Argument Denkmalschutz abzustrafen. Hier muss man einfach eine klarere Linie fahren, sollte das Einsparpotential der Nutzer voll ausgeschöpft werden.
Ja, das Nutzerfehlverhalten ist ein Problem an der Hochschule, aber auch privat und bei anderen Einrichtungen. Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig. Natürlich kann die Hochschule durch Workshops, Flyer und Newslettern die Studenten mit dem Umgang von Energie und Wasser sensibilisieren. Nichtsdestotrotz muss sich hier auch die Hochschule Gedanken machen. Ist es das Wert, ein altes Gebäude wie dem Mediencampus in Dieburg weiterhin unter Denkmalschutz zu stellen? Viele Einsparmöglichkeiten verpuffen durch die zum Teil sehr schlechte Isolierung am Gebäude. Warum auf geschlossene Fenster achten, wenn die Wärme auch einfach über das Fensterglas nach außen gelangt? Ein Spagat für alle Parteien. Finanziell machbar, Prioritäten setzen, sein eigenes Verhalten überdenken und am Ende beim Verlassen des Gebäudes den berühmten Lichtschalter drücken. Nutzersensibilisierung – kleines Wort, große Wirkung, aber auch nur durch Hilfe von Handwerkern und Architekten.
Interessierte sind herzlich eingeladen am Donnerstag, den 6. September 2018, an einer Führung durch die technischen Anlagen der Hochschule Darmstadt teilzunehmen. Der Treffpunkt ist um 10 Uhr vor dem Haupteingang des Hochhauses.
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