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Rückblick der i:ne Ringvorlesung 19/20 „Die Kreisläufe schließen“ – ein Fazit

Was ist die Ringvorlesung?

Die Initiative für Nachhaltige Entwicklung i:ne der Hochschule Darmstadt, veranstaltet jedes Wintersemester eine wöchentlich stattfindene Ringvorlesung. Behandelt werden dabei die verschiedensten Herausforderungen, die eine Nachhaltige Entwicklung betreffen.

Im Wintersemester 2019/2020 stand das Thema der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) im Mittelpunkt der Ringvorlesung. Die wöchentlichen Vorträge von hochschulinternen Professoren*innen und externen Praxis-Referenten*innen wurden von einem Begleitseminar mit Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen und Fachrichtungen ergänzt. Die Studierenden haben hier die Vorträge der Ringvorlesung analysiert und bewertet, die gesammelten Ergebnisse haben sie in der folgenden Ringvorlesung vorgestellt.

Die Veranstaltungsreihe fand im „Haus der Energie“ an der h_da (Holzhofallee 38) jeweils donnerstags von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr von Oktober 2019 bis Februar 2020 statt. 

Weitere Infos, auch zum Programm, gibt es unter https://ine.h-da.de/lehre/ringvorlesung/

Fazit der Inhalte der Vortragsreihe

Eine große Erkenntnis der Vortragsreihe ist, dass das Thema der Kreislaufwirtschaft sehr viele verschieden Bereiche und unterschiedliche Facetten betrifft. Denn jedes Produkt hat ein „Lebensende“, dieses gilt es im Sinne der Kreislaufwirtschaft, so lang wie möglich hinaus zu zögern, zu vermeiden aber auf jeden Fall so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

Produkte und deren Bestandteile sollen nicht als „Abfall“ entsorgt werden , sondern in einen Kreislauf eingebunden werden, bei dem es gilt alle Lücken zu schließen.

Erste Ansatzpunkte wurden in der Ringvorlesung vorgestellt, denn es gibt bereits bei Lebensmittelverpackungen, der Landwirtschaft mit Bioökonomie oder auch bei der E-Mobilität Fortschritte in dieser Richtung.

Besonders deutlich wurde in der Vortragsreihe, dass für ein nachhaltiges „End of Life“ von Produkten schon am ganz am Anfang angesetzt werden muss, nämlich beim Produktdesign

“ Wir brauchen eine Produktpolitik. Das System muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden, wir brauchen eine Produkthierarchie zusätzlich zur Abfallhierarchie: Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit, wir müssen das Ende des Produktes erstmal definieren – wann ist es denn wirklich Abfall?  Wenn wir End of Life Kriterien hätten, könnten wir die Gewohnheit „Wegwerfen“ ändern. Die Produzenten müssten zur Rücknahme verpflichtet werden und offenlegen, wie lange das Produkt hält.“ 

Verdeutlicht Helmut Maurer von der EU-Kommission die Notwendigkeit eine neuen Produktpolitik.

Auch Isabell Kuhl von Alnatura bestätigt in ihrem Vortrag „Eco Design bei Lebensmittelverpackungen“, dass durch ein entsprechendes Produktdesign, Abfälle vermieden werden können und die Recyclingfähigkeit der genutzten Stoffe ermöglicht und verbessert werden.

Viele Referenten sind sich zudem einig, dass gewisse Standards unablässig für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sind. 

Besonders die Standardisierung von zerlegbaren Produktkomponenten könnte eine bessere Reparaturfähigkeit und ein einfacheres Recycling ermöglichen, so Sven Linow.

Allerdings nutzen Standardisierung, ein Reparatur- und Recyclingfähiges Produktdesign nicht sonderlich viel, wenn die Produkte nach ihrem Gebrauch nicht zur Reparatur oder zum Recycling gelangen oder diese Schritte erst gar nicht durchgeführt werden.

Daraus resultiert die Frage nach der Verantwortung des Herstellers am Ende der Produktnutzung. Da es bislang noch kaum Anreize oder Vorgaben dafür gibt, sehen einige Referenten den Gesetzgeber in der Pflicht, genau das zu ändern. Ein Ansatz ist die „Erweiterte Herstellerverantwortung“ (Extended Producer Responsibility EPR), die nach dem Verursacherprinzip (polluter pays principle) die Hersteller zur Finanzierung von Sammlung und Recycling verpflichtet. Derzeit gibt es Regelungen hierzu nur im Bereich der Elektrogeräte, Kraftfahrzeuge, Batterien und Verpackungen.

Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft

Eine der größten Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft sind tatsächlich hochwertige Recyclingtechnologien. Denn aus einigen Vorträgen (z.B. von Andreas Büter und Matthias Buchert) wurde deutlich, dass aktuell viele Recyclingverfahren sehr energieaufwändig sind und daher eher als „Downcycling“ zu betrachten sind. Das bedeutet, dass die Qualität der Rezyklate sich durch den Recyclingprozess verringert. Dabei ausschlaggebend ist natürlich auch der Input, denn je hochwertiger das Altmaterial getrennt und gereinigt wurde, desto besser ist die Rezyklatqualität. 

Vor allem im Kunststoffbereich werden derzeit  Ansätze für ein hochwertiges Recycling erforscht und erprobt. Recyclingtechnologien werden sich in den nächsten Jahren aber auch in anderen Bereichen weiterentwickeln.

Letztendlich  lebt Circular Economy von der Vernetzung der unterschiedlichen Akteure. Chistian Schiller vom Start Up „Cirplus“ betonte in seinem Vortrag, dass die Akteure einer Kreislaufwirtschaft viel zu wenig miteinander vernetzt seien und dementsprechend die Transaktionskosten sehr hoch sei.  Er stellte als Lösungsanstz eine digitale Plattform vor, die Kunststoffproduzenten mit Kunststoffrecyclern vernetzt und somit deren Transaktionen erleichtert kann.

Aus allen Vorträgen lässt sich ein „bigger picture“ mit verschiedenen Aspekten und Teilaspekten, die alle miteinander verbunden sind, erstellen:

Fazit

Die Teilnehmenden der Ringvorlesung haben einiges über die Anforderungen und Herausforderungen einer Kreislaufwirtschaft erfahren sowie Einblicke in verschiedene Praxisbereiche erhalten. 

Die Vorträge sowie die jeweils anschließende Diskussion wurden aufgezeichnet und sind jederzeit auf dem Youtube Kanal der i:ne zu finden.

Auch für das nächste Wintersemester (ab Oktober 2020) ist wieder eine i:ne Ringvorlesung zu den Herausforderungen Nachhaltiger Entwicklung geplant. Die Suche nach einem aktuellen Thema ist im vollen Gange. Infos hierzu finden Sie vorraussichtlich ab August unter https://ine.h-da.de/lehre/ringvorlesung/.


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