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Umweltfreundlich bestellen, Paket bis nach Hause liefern lassen und dabei noch den Einzelhandel unterstützen? Das studentische Projekt LieferradDA macht es möglich.

Der Onlinehandel ist schon lange eine große Konkurrenz zum stationären Einzelhandel in den Innenstädten. Es ist ja auch so bequem! Einfach mit einem Klick ein Produkt auswählen und schwupps, wird es nachhause, bis vor die Haustür geliefert. Doch der stationäre Einzelhandel leidet darunter, KundInnen fallen weg, die Einnahmen sinken und immer mehr Läden müssen schließen. Belebte Innenstädte sterben aus und das nicht erst seit der Corona Pandemie. Außerdem entsteht, vor allem in Städten, durch die vielen Einzellieferungen per Lieferwagen, ein hohes Verkehrsaufkommen, woraus wiederum ein hoher CO2-Ausstoß resultiert. Kann man sich da noch mit gutem Gewissen Waren bestellen und nach Hause liefern lassen? Ab jetzt ja. Und zwar mit LieferradDA.

LieferradDA ist ein Radlieferdienst für Darmstadt.

LieferradDA ist ein studentisches Forschungsprojekt der Hochschule Darmstadt (h_da) und der Frankfurt University of Applied Sciences (FRAUAS). Seit Juni 2020 arbeitet ein Team aus studentischen Hilfskräften, wissenschaftlichen Mitarbeitenden und ProfessorInnen aus unterschiedlichsten Fachbereichen an dem Projekt und beschäftigen sich mit der Frage, wie ein Radlieferdienst in Darmstadt funktionieren könnte. Gibt es den Bedarf eines Radlieferdienstes in Darmstadt? Was wünschen sich die EinzelhändlerInnen? Was wünschen sich die KundInnen? Wie erreicht man mehr potentielle KundInnen? Wann rentiert sich ein Radlieferservice? Wie viel muss und darf eine Lieferung kosten? Ab wann ist ein Radlieferdienst nachhaltig? Wie lässt sich die optimale Belieferungsroute planen? Erste Antworten darauf wurden schon gefunden. Das Projekt befindet sich mittlerweile in der Umsetzung. Mit ganz praktischem Nutzen für alle DarmstädterInnen: Die studentischen Kuriere des Radlieferdienstes bringen Produkte von teilnehmenden Darmstädter EinzelhändlerInnen umweltfreundlich mit dem Lastenrad direkt nach Hause. Der Service unterstützt den lokalen Einzelhandel, die Kuriere erhalten eine angemessene Bezahlung und die Lieferung ist vorerst kostenlos. Da hat man doch gleich ein besseres Gefühl beim Bestellen.

Wie funktioniert LieferradDA?

Um LieferradDA als KundIn zu nutzen, muss man lediglich mit den teilnehmenden EinzelhändlerInnen Kontakt aufnehmen. Die Bestellung kann telefonisch oder teilweise auch online erfolgen. Die EinzelhändlerInnen kümmern sich individuell um die Bezahlung und leiten den Lieferauftrag an LieferradDA weiter. Die Kuriere von LieferradDA beginnen ab 14:00 Uhr mit der Abhohlung und Auslieferung der Waren. Geht die Bestellung also vor 12:00 Uhr bei LieferradDA ein, wird das Paket noch am selben Tag zwischen 14:00 und 20:00 Uhr geliefert. Ist der Kunde nicht anzutreffen, wird ein Zettel hinterlegt und die Lieferung erfolgt am nächsten Tag. Geliefert wird in ganz Darmstadt und zur Zeit kostenlos, da das Projekt noch staatlich gefördert wird. Ohne Förderung würde eine Lieferung ca. 4-6€ kosten.

LieferradDA lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise nutzen: Zum Einen ganz klassisch, wie den Onlinegroßhandel. Von zuhause bestellen und nachhause liefern lassen. LieferradDA bietet aber auch die Möglichkeit, sich vor Ort im Laden Produkte auszuwählen und sich diese dann nach Hause liefern zu lassen. Dies kann beispielsweise attraktiv sein für KundInnen, denen es körperlich schwer fällt Lasten zu tragen, die aber trotzdem gerne in die Innenstadt, in die Läden gehen. Natürlich kann der Service auch einfach von KundInnen genutzt werden, die keine Lust habe ihre Einkäufe nach Hause zu tragen und sie sich lieber bequem, nach einem Shoppingtag, nach Hause liefern lassen. Die dritte Möglichkeit ist, für jemanden anderen zu bestellen und somit ein Geschenk per LieferradDA ausliefern zu lassen.

Wer steckt dahinter?

Hinter LieferradDA-Team steht ein zehnköpfiges Team aus Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitenden und ProfessorInnen verschiedener Fachbereich der h_da und der FRAUAS. Die Projektleitung übernehmen Prof. Dr. Axel Wolfermann (h_da) aus dem Fachbereich Bau und Umwelt, Prof. Dr. Johanna Bucerius (h_da) aus dem Fachbereich Wirtschaft und Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke (FRA AUS) aus dem Fachbereich Wirtschaft und Recht. Die Projektkoordination erfolgt durch wissenschaftliche Mitarbeitende der h_da und der FRAUAS. Das „Tagesgeschäft“ übernehmen Bachelor- und Masterstudierende aus den Studiengängen Risk Assessment and Sustainability Management, Logistikmanagement, Umweltingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen. Darunter fallen die Aufgaben Akquise und Kontakt zu EinzelhändlerInnen, Tourenplanung, Kurierfahrten und Öffentlichkeitsarbeit.

Wie ist das entstanden? Wer fördert das?

Entstanden ist LieferradDA aus dem Transferprojekt Systeminnovation für nachhaltige Entwicklung (-s:ne), das seit Sommer 2019 die Möglichkeit eines Belieferungskonzeptes mit Lastenrädern untersucht. Das Projekt wird vom hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen gefördert und ist in Kooperation mit der Digitalstadt Darmstadt, dem Citymarketing e.V. und der Darmstadt Marketing GmbH entstanden.

Wie ist der aktuelle Stand? Was bringt die Zukunft?

Aktuell befindet sich das Projekt seit 3 Monaten in Umsetzung und bereits zwölf EinzelhändlerInnen in Darmstadt nehmen daran teil. Bei folgenden EinzelhändlerInnen kann man sich seine Bestellung schon mit LieferradDA per Lastenrad liefern lassen: Buchhandlung Lesezeichen, Hidden, Heipings, Vino Central, Henschel, Gegenüber, Bernds Weinquelle, Buttmi, Spielwaren Hofmann, Sanitätshaus Kattler, Apotheke am Thomas-Mann-Platz, Mr.Pepper by Whiskykoch und Fleur In. Der Lieferablauf wurde bereits getestet und funktioniert gut, die Anzahl der Bestellungen steigt. Voll ausgelastet ist der Lieferservice jedoch noch nicht; ein wichtiger Faktor für die spätere Wirtschaftlichkeit des Projektes. Es liegt nun also vor allem an den KundInnen den Service von LieferradDA zu nutzen und so mit ihrer Bestellung zu entscheiden, wen sie unterstützen möchten.

Das Forschungsprojekt läuft noch bis Ende 2020. Ziel des Projektes ist es, möglichst viele Fragen, die sich mit der Realisierbarkeit eines Radlieferdienstes beschäftigen, zu beantworten und somit eine langfristige Etablierung eines Radlieferservices in Darmstadt möglich zu machen. Idealerweise wird der aufgebaute Radlieferdienst von einem privaten Betreiber übernommen und Lieferungen per Lastenrad in Darmstadt sind auch weiterhin möglich. Ob Radlieferservice eine echte Konkurrenz zum Online-Großhandel darstellen können und ob die CO2-Belastung in Innnenstädten durch Lieferservice, die mit Lastenrädern statt mit Lieferwagen arbeiten, reduziert werden kann, wird die Zukunft zeigen. Alle DarmstädterInnen können aber jetzt schon einen ersten Schritt in die Zukunft machen, indem sie über LieferradDA bestellen, damit das Projekt zum Erfog wird!

Um immer auf dem laufendem über das Projekt zu sein, kann man LieferradDA auf Instagram und Facebook folgen. Mehr Informationen finden sich unter www.lieferradda.de oder im Video. Bei Anmerkungen, Vorschlägen, Interesse und Fragen gerne eine Mail an radlieferdienst-darmstadt@h-da.de schreiben.

Autorin: Anna Breuer

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1 Kommentar

  • Antworten
    Campus-Thementage zu Nachhaltiger Entwicklung: h_da-Forschende informieren zu ihren Projekten - Nachhaltige Entwicklung der h_da
    1. Juli 2022 at 13:24

    […] Mobilität stellen sich am Mittwoch, 06.07., im SchauRaum vor. Dazu zählt der lokale Lieferdienst LieferradDA. Derzeit wird die umweltfreundliche Belieferung per Lastenrad noch von Lehrenden und Studierenden […]

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